Donnerstag, Juli 13, 2006

 

On the road again

Willkommen zurueck meine treuen Leser! Nach 3,5 sehr bewegten Wochen in London und zu Hause geht es jetzt also mit dem zweiten Teil meiner Weltreise weiter. Und ich muss sagen, dass ich zunaechst ja so gar keine Lust dazu hatte. Ich denke, das lag vor allem daran, dass die Zeit zu Hause einfach emotional relativ anstrengend fuer mich war und ich einfach ein paar Tage gebraucht haette, um mich wieder mit dem Gedanken des Reisens anzufreunden und mich etwas zu sammeln. Aber dazu ist meine Freizeitplanung im allgemeinen ja etwas zu eng. So war am letzten Wochenende ja Ryan in Deutschland, um "meine Welt" etwas kennenzulernen, was uns beide wohl enger zusammengeschweisst hat, was den Abschied nicht gerade leichter gemacht hat. Gepackt habe ich deshalb auch erst in der Nacht vor dem Abflug und auch dann noch eher zoegerlich, weil ich eigentlich ja irgendwie gar nicht weg wollte und ich mich auch wirklich nicht gut konzentrieren konnte. Im Endeffekt habe ich kurz vor Abflug noch versucht, meinen Flug zu verschieben, was aber leider nicht ging. Oder zum Glueck, so wurde mir die Entscheidung einfach abgenommen. Das hat aber kostbare Zeit gekostet und im Endeffekt sah meine letzte Stunde zu Hause so aus: um 9.30 Uhr war ich noch bei Oma im Altersheim, um 9.50 hab ich mit der Fluggesellschaft telefoniert und parallel den Rest gepackt, um 10.11 bin ich los, um 10.16 hab ich mich mit dem Paketmenschen in der Stadt getroffen, um noch meine neue Digitalkamera in Empfang zu nehmen, parallel hab ich mit der Sparkasse telefoniert, um 10.19 bin ich da aufgekreuzt, um 10.23 hatte ich meine Traveller Schecks, um 10.26 war ich am Bahnhof mit letzten Instruktionen fuer meinen Herrn Vater, der mir netterweise die Fahrkarte gekauft hatte und um 10.29 fuhr der Zug nach Duesseldorf.
Die Zugfahrt hat mir gut getan, da kam ich dann naemlich langsam wieder runter. In Madrid wollte ich zwar am liebsten nochmal umdrehen, aber alles halb so wild. Der Langstreckenflug war ok, weil ich so muede war, dass ich gut schlafen konnte. Ausserdem hatte ich einen englischen Lateinlehrer neben mir, der mit seinem Schulrugbyteam von 42 Jungs unterwegs war und lustige Geschichten erzaehlt hat. Zum Glueck waren die aber alle minderjaehrig, so haben sie wenigstens noch nicht im Flugzeug angefangen zu trinken. Rugby und Stromausfaelle verfolgen mich echt.
Um 6 Uhr morgens sind wir dann in Buenos Aires angekommen und ich sass erstmal 2 Stunden am Flughafen, hab gefruehstueckt, den Lonely Planet gelesen und mich orientiert. Es war ja eh noch dunkel (hier ist Winter und so um die 15 Grad, Danke nochmal an Mama fuer´s Sachen abholen, ohne dich waer ich schon erfroren...), also haette es ueberhaupt keinen Sinn gemacht, in die Stadt zu fahren. Mein erster Eindruck: chaotisch, vor allem vom Verkehr her, selbst Fussgaenger rennen einen um. Viele viele alte Stadthaeuser im europaeischen Stil, man sieht dass Argentinien mal das reichste Land der Welt war und sehr kosmopolitisch. Allerdings sieht man auch, dass das ueber 70 Jahre her ist, denn viele Haeusr sind relativ heruntergekommen und Buenos Aires ist voll von Bausuenden. Bei uns ist es ja im allgemeinen so, dass Haeuser, die Wand an Wand gebaut sind auch ungefaehr den gleichen Stil und auch die gleiche Hoehe haben. Hier hat man ein Stadthaus mit Stuck, Balkonen, Erkern und Gusseisengittern und daneben dann ein 10stoeckiges 70er Jahre Appartmenthaus, das genauso schmal wie das Stadthaus ist (so dass es noch hoeher erscheint), abgrundtief haesslich ist und wo die Seitenwand Waschbeton ist. Es ist wirklich extrem, wie viele richtig schlimme Seitenwaende es hier gibt... Irgendwer hat sich da bei Baugenehmigungen zu sehr bestechen lassen. Trotzdem sind die Haeuser allemein schon ziemlich schick.
Ach ja, und es gibt wahnsinnig viele Schlagloecher. Meistens sind die viereckig und sehen so aus als wollte jemand den Buergersteig ausbessern und hatte nach dem Aufreissen keine Lust mehr. Was ist mir noch so aufgefallen: Ich versteh kein Wort, das die Argentinier sagen, viel zu schnell. Sie essen sehr suess, vor allem mit Zuckerguss ueberzogene Croissants und das zum Mittag. Abends wird erst so ab 9 Uhr gegessen. Beim Erforschen der Stadt bin ich auf einer ziemlich grossen Strasse gelandet, wo viele LKW gefahren sind und jeder dritte hat gehupt. Erst dachte ich, ok, machst wohl was falsch, irgendwas wollen die dir sagen. Mittlerweile meine ich aber zu wissen, dass das Anmachen waren, nachdem einer pseudoerotisch seine Zunge kreisen lassen hat und andere verraeterische Handbewegungen gemacht haben. Im Lonely Planet werden Frauen vor dem Machismo der Argentinier gewarnt: ist was kulturelles, sollte man nicht so ernst nehmen. Kein Ding. Immerhin haelt einem jeder die Tuer auf und von den Kommentaren, die im Vorbeigehen fallen, hab ich bis jetzt nur "hermosa" verstanden und das heisst huebsch.
Heute hatte ich ab 9 Uhr morgens Schule (war gut, weil ich wegen Jetlag ja eh total frueh auf war, dafuer bin ich jetzt gerade halb tot...). Vier Stunden Einzelunterricht und es kommen wirklich ne Menge Sachen wieder. Mein Ehrgeiz ist geweckt, will wirklich so schnell wie moeglich Spanisch lernen und hab sogar brav meine Hausaufgaben gemacht. Allerdings fehlen mir sooo viele Vokabeln und ich mische Spanisch dauernd mit Franzoesisch. Aber schon gut, mal wieder etwas intellektuelle Stimulation zu haben, nachdem ich mir aus Verzweiflung schon "Bildung" von Herrn Schwanitz gekauft habe. Ansonsten ist allerdings noch nicht viel passiert, ich bin grad noch am Organisieren. Morgen will ich wohl das Hostel wechseln, weil es hier viel zu leer ist, nix mit Leute kennenlernen. Ausserdem kuemmer ich mich um Sprachschulen in Santiago und nen Flug von da nach Lima... Bleibt ja nicht aus. Werde allerdings die naechste Woche nutzen, mich moeglichst viel auf Spanisch und meine eigene Reflektion der vergangenen Wochen zu konzentrieren, hab echt das Gefuehl, dass sich mein Kopf noch etwas dreht. Aber man muss sagen, dass die Reiselust langsam wiederkommt. Und es ist immer gut, wenn einem klar wird, warum man das eigentlich alles macht. Entonces muchachos, hasta luego!

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