Freitag, Februar 09, 2007

 

Philosophisches Fazit

Wow, jetzt war ich also tatsaechlich fast 9 Monate unterwegs und ich muss sagen, dass ich mit einem "cheerful and a tearful eye" nach Hause fliege. Und da macht man sich natuerlich so seine Gedanken: Was bleibt von dieser Reise? Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben, trotzdem will ich es denn mal versuchen.
1. Die Gewissheit, dass ich alleine so ziemlich in jeden Winkel dieser Erde reisen kann. Wenn ich an Februar zurueckdenke, hatte ich auf jeden Fall die Hosen gestrichen voll, vor allem nachdem mir alleine reisen in Italien nicht viel Spass gemacht hat. Mittlerweile habe ich erkannt, dass niemand gerne alleine reist (ausser der Typ, der mit dem Fahrrad durch Vietnam gefahren ist und 6 Wochen mit niemandem geredet hat, aber dessen Sozialkompetenzen hatten auch merklich gelitten), sondern jeder auf der Suche nach Gesellschaft ist. Und da bin ich gar nicht schlecht, Leute kennenlernen faellt mir leicht und mittlerweile quatsch ich echt jeden dicht (ob das wirklich neu ist :-)?). Trotzdem muss ich sagen, dass ich fuer das naechste Mal Gesellschaft bevorzugen wuerde, weil man die Eindruecke halt doch gerne teilen moechte und allein immer wieder so "Zwischenzeiten" hat. Aber wenn halt keiner mit will ist alleine immer besser als zu Hause bleiben.
2. Die Gewissheit, dass das nicht das letzte Mal gewesen ist. Tja, irgendwie habe ich ueberhaupt keine Angst mehr davor, dass mein Leben zur Routine wird und ich stinklangweilig und spiessig werde, sondern bin davon ueberzeugt, dass ich in 3-5 Jahren den Job hinschmeissen werde oder ein "Sabbatical" nehmen werde und wieder mit Kind und Kegel losziehen werde. Wahrscheinlich eher fuer 3 Monate, denn so war es schon ein wenig lang und man kann die Eindruecke nicht mehr richtig verarbeiten, was schade ist. Aber die "Wanderlust" ist definitiv ein integraler Bestandteil meines Charakters und ich denke, dass ich auch den Mut haben werde, das auszuleben.
3. Aus Nr. 2 kommt die Bereitschaft, jetzt nach Hause zu fliegen, mich niederzulassen und das "richtige" Leben mit all seinen Verpflichtungen und Verantwortungen in Angriff zu nehmen. Ich freu mich wirklich total auf einen "Alltag", Geld verdienen, ein eigenes Zimmer und Leute laenger als 2 Wochen um mich rum zu haben. Dieses Jahr war echt noetig, um dafür "beireit" zu sein; letztes Jahr waere das einfach nicht gegangen. Obwohl ich auch zugeben muss, dass ich mich jetzt schon auf den naechsten Urlaub freue (der ist übrigens auch schon geplant)...
4. Viele neue Ideen fuer Reiseziele. Ne Overland-Tour durch Afrika, mit Walhaien tauchen in Mexiko (in Australien war das ja illegal), Kleider naehen lassen in Vietnam und Rumhaengen in Brasilien... Die Welt ist wirklich unendlich gross und uebrigens auch unendlich schoen. So schoen, dass ich fuer mich auch mit Gewissheit sagen kann, dass sie auf keinen Fall zufaellig entstanden ist, dazu braucht man sich meiner Meinung nach nur mal nen Sonnenuntergang oder nen Regenbogen anzugucken.
5. Die Erkenntnis, dass nicht absolute Freiheit und Unabhaengigkeit erstrebenswert ist, sondern die Entscheidung fuer "commitment" (Bindungen, Verantwortung, Verpflichtung, Engagement, kann das alles heissen), fuer was genau auch immer. Das muss ich vielleicht erklaeren: hatte diese Diskussion bis jetzt schon zweimal, einmal meinte Maso, dass er mir das Gefuehl absoluter Freiheit gewuenscht haette (anstatt dass ich gleich am Anfang irgendsoeinen Typen kennenlerne) und das andere Mal hatte Fabian eine "Oh-Gott-ich-geh-wegen-meiner-Freundin-nach-Hause-und-verpass-alles"-Krise. Ja, so ein Jahr ist natuerlich eigentlich dazu da, absolut ungebunden zu sein und seine Entscheidungen voellig spontan treffen zu koennen. Doch ich wage mal zu behaupten, dass es dieses Stadium in Wahrheit gar nicht gibt. Immer gibt es praktische Zwaenge (wie z.B. Busfahrplaene) und da niemand wirklich gern allein reist passt man sich auch immer wieder an andere Leute an. Man fuehlt sich gezwungen in belebte Hostels zu ziehen, dort Leute kennenzulernen und moeglichst die ein oder andere Person zu finden, die in die gleiche Richtung faehrt und moeglichst auch noch eine aehnliche Wellenlaenge hat. Nee, irgendwie ist der Stress abgefallen, dass ich beweisen muss, dass ich ja ach so unabhaengig bin und immer auch alleine klar komme: ja, ich kann das wohl, aber ich wuerde es trotzdem vorziehen, wenn jemand da waere, mit dem ich Entscheidungen zusammen treffen kann.
6. Tiefe Dankbarkeit. Ich hab dieses Jahr wirklich sehr oft gedacht: Mann, dein Leben ist schon ziemlich perfekt... Ich bin einfach dankbar fuer all die Moeglichkeiten, die ich habe. Dafuer, dass ich nicht irgendwo im Dschungel geboren wurde, in meinem Leben noch nie ein Buch gelesen habe und Bauersfrau werde. Ja, vielleicht sind viele dieser "einfachen" Menschen gluecklicher als wir in der "modernen" Welt, wo man so viele Wahlmoeglichkeiten hat, dass man sich manchmal einfach nur noch ueberfordert fuehlt. Aber von welcher Qualitaet ist dieses Glueck? Es beruht eigentlich ja auf dem Sprichwort "Ignorance is bliss" (Unwissenheit ist ein Segen), aber wahres Glueck kommt doch wohl eher daher, dass man das Leben mit all seinen Moeglichkeiten meistert. Wenn man nicht nur katholisch ist, weil man nichts anderes kennt, sondern weil man verschiedene Lebensphilosophien reflektiert hat und sich dazu entschieden hat. Wenn man nicht nur einen Koenig verehrt, weil Monarchie die einzig vorstellbare Staatsform ist, sondern weil man es fuer die beste Staatsform haelt. Wir haben einfach Glueck, dass wir all die "kulturellen Errungenschaften" der Menschheit zu unserer Disposition haben und die Moeglichkeit bekommen, diese aktiv zu reflektieren. In Deutschland leiden wir auf einem hohen Niveau, diesen Satz habe ich dieses Jahr sehr oft gesagt. Aber irgendwie bezieht sich das nicht nur auf soziale Sicherungssysteme, die wir fuer selbstverstaendlich halten, die es aber weder in Suedafrika, Indonesien, Thailand noch Peru gibt und andere Arrangements, die unser praktisches Leben so verdammt einfach machen, sondern auch darauf, dass wir uns in der Schule darueber beschweren "Faust" lesen zu muessen und nicht zu schaetzen wissen, wieviel Glueck wir eigentlich haben, dass wir uns ueber so etwas wie die Verfuehrung durch den Teufel und weltliche Genuesse ueberhaupt Gedanken machen duerfen. Und ich bin einfach nur froh, dass ich mich mit dem Thema "Essensbeschaffung" im Prinzip nur einmal in der Woche befassen muss, wenn ich in den Supermarkt gehe, auch wenn ich mir dann vielleicht so viele Gedanken ueber mein Leben mache, dass ich frueher oder spaeter beim Psychiater lande.

So, das musste ich wohl zum Abschluss nochmal loswerden. Meine Perspektive hat sich definitiv verschoben und ich glaube, ich habe wirklich viel gelernt. Soviel, dass ich mich jetzt sogar sowas aehnliches wie "erwachsen" fuehle... Und damit kehre ich nach Hause zurueck und hoffe euch bald alle wieder zu sehen!

 

Start spreading the news - zurück auf der Nordhalbkugel

Die letzte Etappe war dann also New York, denn so kam ich am günstigsten wieder nach Hause... Und damit habe ich dann tatsächlich einen stopp auf der Nordhalbkugel und dem letzten Kontinent gemacht (die Antarktis zähle ich hier mal großzügig nicht mit). New York hat mir sehr gut gefallen, auch wenn der Urlaub irgendwie vorbei war.
Plötzlich fing ich nämlich z.B. an, mich um einen Job in London zu kümmern und meinen ersten Tag in New York habe ich damit verbracht, im Hyatt Hotel in einem Konferenzraum zu sitzen, wo ich umsonst das Internet nutzen durfte und ich hab mich um meine Bewerbungen gekümmert. Oder sagen wir lieber, damit anzufangen. Es hat noch mehrere Wochen gedauert, bis ich wirklich ernsthafte Bewerbungen abgeschickt habe.
Und ich habe ja meine beste Freundin Manu besucht, die zur Zeit in New York arbeitet und sie hat mich erstmal zu einem NBA-Basketballspiel mitgenommen. Erstmal sind wir stylisch zu spät gekommen, weil uns das Navigationssystem einmal quer durch die Stadt geführt hat, aber es war sowieso ein ständiges Kommen und Gehen und hat sich wirklich sehr amerikanisch angefühlt... Und Basketball ist schon sehr aktionreich und schnell, auch wenn ich längst nicht alles vom Spiel mitgekriegt habe - zu schnell für mich... Und wer da nun wen fault...
Dann habe ich doch noch einiges an Sightseeing in New York gemacht. Die Stadt gefiel mir wirklich gut, weil sie von Gegensätzen wirklich durchzogen ist. Sie ist riesig, es gibt alles, sie ist eine der wenigen Städte mit wirklich schönen Wolkenkratzern, weil die alle im Art-Deco-Stil der 20er und 30er Jahre erbaut sind und man dort anscheinend um die stilistischen Verbrechen der 60er und 70er Jahre relativ gut herumgekommen ist. Und man geht eine Straße entlang und kommt von einem Viertel mit Luxusläden plötzlich in eine Gegend mit Verkäufern von Handyhüllen und Billiguhren... Der krasseste Luxusladen, den ich gesehen habe, war übrigens für kleine Mädchen: dort kann man sich eine Puppe aussuchen, die so aussieht wie man selbst, sie so frisieren lassen und dann jede Menge Partneroutfits kaufen. Und das dann wirklich vom 20er Jahre Paillettenkleid bis zu Sportkleidung. Hieß dann auch noch "American Girl" oder so und die Klamotten waren nun wirklich nicht billig. Die Puppen hatten teurere Kleider als ich...
Nun ja, ich war z.B. auf dem Empire State Building, das in nur 9 Monaten gebaut wurde (manchmal pro Tag ein Stockwerk), was heute wohl nur noch in China oder so klappen würde, war in der Central Station und bei meinem Ex-Arbeitgeber, der UNO, wo mich am meisten die UNO-Flagge von dem zerbombten Büro in Bagdad beeindruckt hat. Mag kitschig sein, aber irgendwie ist das komisch, wenn man davor steht.
Und New York ist natürlich genauso wie London oder Paris eine Stadt der Museen. Ich hab zwar nun wirklich längst nicht alles gesehen, aber ich war wenigstens im Natural History Museum (wo ich mich vor allem über nervige Schulkinder geärgert habe), im Guggenheim Museum (wo allerdings das meiste gerade für eine Renovierung geschlossen war) , mit Manu im MOMA (wo wir uns viel zu lange mit der ganz modernen Kunst beschäftigt haben und kaum noch Zeit für die Klassiker hatten, so dass ich da unbedingt nochmal hinmöchte) und auch im Metropolitan Museum of Art. Da hab ich das besser angestellt, aber trotzdem hatte ich längst nicht genug Zeit... Definitiv eine Stadt, wo man immer mal wieder hinfahren sollte...
Wirklich toll war auch ein ausgiebiger Spaziergang durch den Central Park, der gerade im Herbst echt schick aussieht und ich hatte bestes Wetter (außer als ich mal vom Bahnhof zu Manu nach Hause musste und so ausgerutscht bin, dass ich wirklich direkt auf die Nase gefallen bin...).
Manu und ich waren auch noch gepflegt in der Oper und kamen uns chronisch underdressed vor...
Im Endeffekt wohl doch noch eine Menge Sightseeing, auch wenn meine Motivation irgendwann nachgelassen hat... Nach 9 Monaten ist es dann wohl auch einfach genug und ich war glücklich damit, Kaffee zu trinken und ein sehr spannendes Buch zu lesen. Bis zur Wall Street hab ich es noch geschafft, aber seit 2001 darf man ja leider noch nicht mal mehr die Börse angucken. Nur Ground Zero und dass ist im Moment ja nun wirklich eher ein großes Loch. Also hab ich lieber noch ein bißchen Kreuzfahrt gemacht, damit ich mir die berühmte Skyline auch vernünftig angucken konnte, aber z.B. zur Freiheitsstatur hab ich es gar nicht geschafft... Aber auch da darf man gar nicht mehr so weit hoch... Ach ja, die Sicherheitsvorkehrungen...
Jaaa, und dann war auch schon alles vorbei. Den Ohrwurm "New York, New York" bin ich auch irgendwann wieder losgeworden und hab mich natürlich sehr auf London gefreut! Schließlich muss man zugeben, dass ich auf dieses Wiedersehen seit 4 Monaten hingefiebert hatte.
Tja, und im Nachhinein muss ich sagen, dass auch alles wirklich gut geklappt hat. Ryan und ich mussten uns natürlich ersteinmal wieder aneinander gewöhnen und außerdem ja nun auch überlegen, wie das mit uns in der Zukunft weitergehen sollte. Mittlerweile ist Februar, ich habe mich ziemlich viel beworben und pendel zwischen London und Deutschland hin und her. Und ab März werde ich dann doch tatsächlich in London wohnen... Wird ja nun auch Zeit, sich wieder niederzulassen...

Montag, Oktober 30, 2006

 

Das grosse Finale - Die Galapagos Inseln

Oh mein Gott, Morgen geht es also zurueck in den Winter!!! Manche werden jetzt zwar denken: "Sie hatte jetzt ja nun wirklich auch genug Urlaub", aber komischerweise fuehlt sich das ueberhaupt nicht so an. Ich bin noch nicht mal vernuenftig braun und wenn ich mir ueberlege, dass ich heute Abend die Flipflops nach ganz unten packen kann und die Stiefel nach ganz oben, wird mir ganz komisch... Nicht, dass ich mich nicht auf New York, London und zu Hause freuen wuerde, aber trotzdem herrscht bei mir gerade Endzeitstimmung.
Der Trip auf die Galapagos Inseln war wie erwartet absolut fantastisch und nun bin ich die Einzige von meinem Boot, die nicht nach Quito zurueckgeflogen ist und komme mir vor wie allein auf der Welt... Aber von Anfang an: ich hatte eine ganz schreckliche 28-Stunden-Busreise nach Guayaquil, mit bisschen ueber 2 Millionen die groesste Stadt in Equador. Besonders die Grenze war einfach nur stressig, es gab 3 Kontrollen, ueberall waren die Leute hoechst ineffektiv und man musste ewig warten und ausserdem war es total heiss. Am Ende konnte ich mich weder noch auf irgendwelche Filme konzentrieren noch konnte ich noch sitzen. Bin dann mit einem irischen Paearchen in ein Hotel und war nach Dusche und Essen auch frueh im Bett. Donnerstag bin ich dann los und hab mir ne "Cruise" organisiert. Irgendwie hab ich glaube ich nicht sooo wahnsinnig gut gehandelt, die Last-Minute-Preise waren auf jeden Fall nicht besonders viel guenstiger als die normalen. Und ich hab mich dann dazu belabern lassen, ein Boot der Touristenklasse zu buchen anstatt "Economic" fuer Backpacker... Ich kann auch nicht mehr genau sagen, wieso eigentlich, aber das tolle Boot sollte (ausser dem Luxus) auch zu 2 besseren Inseln fahren. Im Endeffekt war es zwar auf den Inseln, man hat da aber nicht viel gemacht und ich durfte nicht auf einen Vulkan hochreiten, womit ich gar nicht gluecklich war. Nun ja, aber der Luxus war sehr nett. Nach langer Zeit mal wieder 3 Mahlzeiten am Tag und das Essen war richtig gut... So mit Gemuese und Salat und sowas... Sehr ungewohnter Luxus. Also, auf jeden Fall habe ich richtig richtig viel Geld ausgegeben und den Rest vom Donnerstag im Endeffekt damit verbracht, dieses Geld zu organisieren und zu verdraengen, wieviel Kohle ich gerade auf den Kopf gehauen hatte. Und ein wenig was von Guayaquil hab ich auch gesehen, nettes Staedtchen, aber nicht wirklich interessant. Das Bemerkenswerteste war, dass ich aus der Kathedrale in einen Park spaziert bin und da ueberall Leguane rumsassen, mitten in der Stadt. Das war das Highlight meines Tages...
Am Freitag musste ich dann schweren Herzens den Rest bezahlen und dann bin ich mit einem Bus nach Montañita gefahren, so ein Surferdorf am Strand. Ich hatte kurz ueberlegt, ob ich mir noch so ein Stressprogramm mit Quito und Anden antun sollte fuer 3 Tage, hab dann aber doch Strand und abhaengen bevorzugt. Als ich ankam war ich nicht sehr begeistert, der Strand sah mehr nach Dreck aus, die Haeuser glichen mehr Bretterverschlaegen... Bis man nach Montañita-Town kam, da gab es nur Bars, Surferlaeden und die passende Klientel sowie haengengebliebende Hippies. Nicht wirklich eine Stadt, wo man gerne allein rumhaengt und mir ging es abends gar nicht gut, also hatte ich auch keinen Bock, irgendwelche 22jaehrige Surfer in irgendwelchen Bars anzuquatschen... Nachts konnte ich dann ueberhaupt nicht schlafen, erstens, weil ich aus 3 verschiedenen Bars Musik so hoeren konnte, als stuende der Lautsprecher neben meinem Bett und zweitens hab ich richtig schoen Fieber gekriegt und das 2 Tage vor meiner Cruise... Juchu, Mandelentzuendung. Acht Monate war alles gut und dann ausgerechnet dann!!! Hab sofort angefangen, Penicillin zu nehmen, hab Samstag Morgen unter groessten Qualen das Hotel gewechselt und dann den ganzen Tag geschlafen und mir selbst leid getan. Ganz ehrlich, krank und allein sein ist echt keine gute Mischung. Ich wuerde mal sagen, dass das der Tiefpunkt meiner Reise war, ich sah mein Boot ohne mich segeln, das ganze schoene Geld dahin und haette vor Wut heulen koennen. Immerhin konnte ich von meinem Zimmer aus das Meer hoeren, aber am Strand war ich nicht. Bin regelmaessigst jede Stunde einmal aufgewacht und Sonntag Morgen ging es mir tatsaechlich etwas besser. Hab die Busfahrt zurueck nach Guayaquil gemeistert, dann wieder nur geschlafen und am Montag war ich puenktlich 15 Minuten zu spaet am Flughafen. Und es ging mir tatsaechlich viel besser, Fieber hatte ich nicht mehr, nur noch "Schluckbeschwerden". Mich hat nur geaergert, dass ich so wohl kaum tauchen gehen konnte.
Ja, und so ging also die Cruise los. Ab Dienstag war ich zum Glueck wieder topfit und allerbester Stimmung, also war das mit dem Kranksein im Endeffekt alles halb so wild. Ich wuenschte, ich haette das letzten Samstag schon gewusst... Unser Boot hiess Estrella del Mar II und war ein nettes Boeotchen, alles mit Holzverkleidung, Kabinen ohne Hochbetten und eigenes Badezimmer, alles sehr gediegen. Die Gruppe war sehr gemischt, natuerlich viele wohlhabendere und damit aeltere Leute. In meinem Alter waren eigentlich nur Paul aus Australien, ein Arzt, mit dem ich mir die Kabine teilen musste. Also war ich von Anfang an bestens aufgehoben. Paul war sehr lustig, besonders als er beim Shorts anziehen ins Meer gekippt ist (Kommentar von Ann: zum Glueck ist er kein Chirurg). Ausserdem hatte Paul ne Staffel "24" dabei, die wir tatsaechlich auch geguckt haben. Denn leider waren die Bootsfahrten teilweise etwas rauh, so dass man zusehen musste, dass man nicht seekrank wurde. Und Fernsehgucken ging da immer noch...
Die andere Alleinreisende war Collette aus London, die auch ein Jahr unterwegs ist und fast am Ende. Viel gelacht haben wir... Und die anderen wirklich wichtigen Leute waren Bob und Ann, wahrscheinlich die beiden Personen, die mich auf dieser Reise am meisten beeindruckt haben. Ein sehr reiselustiges Rentnerpaearchen aus London, die in zweiter Ehe mittlerweile 21 Jahre verheiratet sind und sich benehmen, als haetten sie sich vor nicht allzu langer Zeit kennengelernt. Andererseits kuemmern sie sich aber auch so umeinander und helfen einander, dass man merkt, dass das lang trainiert ist... Beide waren vorher auch lange verheiratet (sie immerhin 23 Jahre und dann 9 Jahre alleine) und haben 5 Kinder und 13 Enkel (dabei aber keine gemeinsamen Kinder). Sie haben 4 Jahre in Mosambique gelebt, weil er da Berater fuer die Restrukturierung des Regierungsapparates war, danach hat er auch in Angola gearbeitet. Und dabei waren die beiden noch sehr lustig mit einem typischen britischen Humor. Ich habe viel von den beiden gelernt. Erstens hat Bob meine Bewerbungsunterlagen durchgeguckt, was mir viel geholfen hat, zweitens zeigen sie, dass das Leben weder mit 60 vorbei sein muss (abenteuermaessig) und dass man auch nach ueber 20 Jahren Ehe noch sehr verliebt sein kann. Gut zu wissen :-).
Die anderen Leute werde ich euch ersparen, aber es war eine sehr gemischte und ausgeglichene Gruppe, wo man allerdings mit gutem Gewissen um 9 Uhr ins Bett gehen konnte, was mir wohl auch ganz gut getan hat.
Kommen wir also zu interessanteren Dingen: Der Reise an sich. Der erste Tag war noch relativ unspektakulaer, am Nachmittag sind wir in ein Schildkroetenaufzuchtscenter gefahren und haben unsere ersten Riesenschildkroeten gesehen. Aber die waren ja nicht wild, also zaehlt das nicht so richtig find ich ja immer. Nach ihnen sind die Galapagos-Inseln benannt, denn bestimmte Subspezies haben eine Panzerform, die mehr oder weniger einem Sattel gleicht und das heisst auf Spanisch wohl Galapagos. Hab ich nicht nachgeguckt, mag also leicht inkorrekt sein. Was habe ich sonst so ueber Schildkroeten gelernt? Sie werden alt, aber das Alter laesst sich schlecht schaetzen. Mit 25 sehen sie jedenfalls noch klein aus, aber ob sie nun 100 oder 130 sind kann wohl keiner so genau sagen. Sie sind tatsaechlich an ihrem Panzer angewachsen, die Rippen stecken mehr oder weniger im Panzer und der waechst tatsaechlich mit, wobei sie quasi Schicht nach Schicht erneuern. Ansonsten sind sie unglaublich faltig (bißchen wie ET), unglaublich langsam und ein wenig doof. Sie gehen immer den direkten Weg zum Futter, egal welche Hindernisse es gibt und ob es vielleicht einfacher waere, drumrum zu gehen. Ist aber lustig, zuzugucken, wie sie im Schneckentempo ueber sich gegenseitig drueber klettern. Sie koennen wie alle Reptilien uebrigens nicht hoeren, sondern nehmen Vibrationen wahr. Unser Guide hat uns bestimmt noch ne Menge mehr erzaehlt, aber natuerlich konnte ich mir laengst nicht alles merken... Auf jeden Fall sehr sympathische Viecher.
Und damit war der erste Tag auch schon zu Ende und nachts sind wir dann auf die naechste Insel namens Espanñola gefahren. Zum Glueck hab ich geschlafen, als wir los sind, dann ist das Geschaukel mehr wie ne Wiege und nicht zum seekrank werden. Allgemein sind Boote definitiv einfach nicht mein favorisiertes Transportmittel.
Am naechsten Tag sind wir frueh morgens auf Española an einem Strand gelandet (Gardner Bay), wo die Seeloewen echt ueberall rumlagen. Dummerweise waren da auch relativ viele Touristen, aber trotzdem waren es viel viel mehr Seeloewen und jeder hat einen abgekriegt. Die Viecher sind einfach zu suess. Man konnte bis auf nen Meter oder so rangehen und war ziemlich damit beschaeftigt Fotos zu machen. Ich habe ne Menge Fotos von Seeloewen, vor allem natuerlich Babies und von verschiedensten Inseln, denn die gab es wirklich ueberall. Es gibt an jedem Strandabschnitt einen Seeloewenbullen, der meistens im Wasser ist, bellt und aufpasst, dass die ganzen Babies nicht ins Wasser gehen waehrend ihre Mamas auf Jagd sind... Die Mamas essen sich dick und rund, damit sie Milch mit 45% Fett produzieren koennen (zum Vergleich: Menschenmilch hat 0,7% Fett). Sie koennen 20 Minuten die Luft anhalten und tauchen glaub ich bis 60 Meter tief (ich mag da aber auch was durcheinander bringen), dabei haben sie fuer die Augen ein zweites transparentes Augenlid, mit dem sie sie schuetzen koennen. Seeloewen sind uebrigens voellig anders als Seehunde. Seehunde stammen von Baeren ab, Seeloewen von Ottern und daher gibt es massgeblichen Unterschiede, z.B. haben Seeloewen Ohren, Seehunden nicht, sie koennen beim Laufen auch die Hinterflossen benutzen, waehrend Seehunde nur robben und noch jede Menge andere Sachen, die ich mittlerweile wieder vergessen hab.
Am Strand gab es auch noch andere Sachen zu gucken, jede Menge sehr bunte Krabben, Voegel und Meeresleguane. Die sind wohl irgendwie mal vom Land auf die Galapagos-Inseln gekommen und haben wegen der Nahrungsmittelknappheit gelernt zu tauchen. Jetzt koennen sie eine Stunde lang die Luft anhalten, aber unter Wasser hab ich leider keine gesehen. Die Maennchen haben genauso wie die Seeloewen einen Harem und beissen den Weibchen bei der Paarung erstmal den Nacken blutig, so dass die da nicht so Lust zu haben. Das Maennchen schuettelt lustig den Kopf, wenn es sich ueberlegt, dass Paarungszeit ist und die Weibchen machen, dass sie ihren Hintern aus dem Weg kriegen. Sie haben eine Druese, mit der sie das Salz aus dem Wasser filtern und dann niesen sie es aus, so dass viele Maennchen ein ganz weisses Gesicht haben und echt aussehen, wie kleine Monster. Grufti-Monster...
Danach durften wir schnorcheln gehen und ich bin natuerlich auch trotz Mandelentzuendung ins Wasser gesprungen. War ziemlich kalt (ist ja Winter bzw. Trockenzeit auf den Inseln) und wir sind dann einmal um so einen grossen Felsen rumgeschwommen. Die Unterwasserwelt war nicht soooo faszinierend, weil es keine Korallen gibt, sondern nur Steine. Zwar schwimmen da schon bunte Fischchen rum, aber es ist natuerlich kein Vergleich zu Thailand oder Australien. Auf Galapagos ist das Schnorcheln und Tauchen interessanter wegen des grossen Krams, Seeloewen, Haie, Schildkroeten und so, aber ich hab nix gesehen und bin irgendwann zitternd zurueckgeschwommen. Wir hatten so einen Extremfotoamerikaner (2 Digitalkameras, eine Unterwasserkamera und dann noch ein paar Wegschmeissdinger), der bis zur letzten Minute drin geblieben ist und der hat nen Hai gesehen und mit nem Seeloewen gespielt... Sehr unfair. Irgendwer von ner anderen Gruppe ist am Ufer aus Versehen mit einem patrollierenden Bullen zusammengestossen und wurde gebissen... Nicht schlimm, nur bisschen geblutet, aber das ist mal ne Geschichte fuer die Lieben daheim! Mich hat uebrigens nix gebissen...
Am Nachmittag sind wir woanders auf der Insel gelandet (Puente Suaraz) und haben einen sehr sehr netten Spaziergang gemacht. Dabei ging es vor allem um Voegel. Erstmal gibt es da natürlich die Finken, die ja durch Darwin bekannt geworden sind und weil sie ja so fantastisch evolutionstechnisch angepasste Schnäbel haben. Ja, es ist anscheinend wirklich so, dass diese auf jeder Insel anders sind, auch wenn mir persönlich nicht so aufgefallen ist. Sie sind halt im Endeffekt doch kleine Vögelchen, die man kaum in Ruhe betrachten kann. Zu Darwins Zeiten war das natürlich anders, da hat man die einfach eingefangen oder erschlagen. Aber so fotogen sind die lieben Finken dann nicht, außerdem auch viel zu klein. Das auf dem nächsten Foto ist denn auch nicht etwa ein Fink, sondern ein "Yellow Warbler".
Viel interessanter sind dann doch die großen Vögel. Erstmal gibt es da die Albatrosse, die irgendwann im Frühjahr zum Brüten auf den Galapagosinseln landen und bis Oktober da bleiben, dann fliegen sie wieder weg. Und ich meine in den Norden (auch wenn das ja eigentlich total unlogisch ist, warum sollten die Viecher ins Kalte fliegen?). Sie fliegen sowieso sehr gut und sind so richtige Gleiter. Sehr faszinierend und so schwarz und weiß mit gelbem Schnabel sehen sie halt auch richtig schick aus. Na ja, aber nicht soo besonders, schließlich sind die nicht endemisch und man kann sie noch woanders zu Gesicht bekommen. Da wird man ja anspruchsvoll. Viel interessanter waren die Boobies (ja, und es gibt natürlich in jedem Souvenirshop T-Shirts, wo drauf steht: "I love Boobies"). Die gibt es wirklich nur da und zwar gleich in 3 Sorten. Die Vögel nisten alle auf dem Boden (sie haben bzw. hatten ja keine natürlichen Feinde) und man kann ihnen wirklich fast auf die Füße treten, ohne dass sie wegfliegen... Die fehlende Scheu fand ich besonders bei den Vögeln total faszinierend. Dass schlafende Seelöwen keine Lust haben sich wegzubewegen, wenn eine Horde Touristen vorbeitrabt, kann ich ja noch nachvollziehen, aber bei Vögeln ist das wirklich seltsam. Aber zurück zu den Boobies: Da gibt es erstmal die "Blue-footed boobies". Die heißen so, weil sie wirklich knallblaue Füße haben (und natürlich nur, weil sie ihren Partnern gefallen wollen... ja ja, was tut man nicht alles für die...). Außerdem gibt es noch Nasca-Boobies (die so aussahen, als wären sie maskiert) und "Red-footed Boobies", die allerdings nur auf den nördlicheren Inseln leben. Das Besondere, dass sich auch bei den Boobies alle Arten ihre Nischen gesucht haben und zwar viel ausgeklügelter als bei den Finken. Die blue-footed Boobies sind die besten Fischer, die können von einer Flughöhe von 15 Metern mal eben bis auf 8 Meter Tiefe ins Meer runterschießen und Fische mit nach oben bringen. Die anderen Sorten bringen es nur auf 5 bzw. 3 Meter. Daher haben die blue-footed Boobies auch die meisten Kinder, nämlich 3 Stück und das mehrere Male im Jahr. Die Nasca-Boobies können aufgrund ihrer mangelnden Qualitäten in der Futterbeschaffung nur ein Kind pro Jahr großziehen. Aber: sie leben viel länger. Die blue-footed Boobies werden nämlich wegen der dauernden Aufschläge auf das Wasser (und das wird dann ja betonhart) ziemlich früh blind oder verrückt und verhungern dann, sterben also jung. Die Nasca-Boobies haben das Problem nicht und müssen sich daher auch nicht so auf Zwang vermehren... Das nenne ich Nischen ausnutzen! Also ziemlich coole Vögel...Übrigens: auf Deutsch heißen die Viecher Blaufusstölpel (hab ich grad nachgeguckt) und sie sind nicht endemisch (sonst allerdings fast ausgerottet). Ausserdem gab es natuerlich wieder mal sehr sehr viele Seeloewen und ich hab viele Bilder gemacht.
Nach dem Spaziergang war dann unser erster richtiger Tag auf See auch schon zu Ende. Am nächsten Tag kamen wir früh morgens auf der Insel Floreana an und durften da erstmal beim sogenannten "Post Office Bay" landen. Zunächst kamen nämlich höchstens mal Piraten auf der Insel an, die anfingen, sich in einem Holzfass Nachrichten zu hinterlassen (und das ist dann die älteste Post Südamerikas). Heutzutage hinterlassen Touristen dort Postkarten und man hofft darauf, dass dann mal jemand eine mitnimmt, der auch aus derselben Gegend kommt. Bei den vielen Touristen klappt das anscheinend auch ganz gut und irgendwie ist es ja auch ne lustige Art und Weise, Leute kennenzulernen...
Sonst ist Floreana vor allem als die Klatschinsel bekannt. Viele der Galapagosinseln wurden mehrere Male zu besiedeln versucht, aber die meisten Unternehmungen von wagemutigen Entrepreneuren gingen gehörig schief. Na ja, es sind halt auch vulkanische Inseln, also soviel ist da nicht mit Landwirtschaft, die Schildkröten waren auch irgendwann ziemlich abgeschlachtet und für erfolgreichen Fischfang sind die einfach zu sehr am Arsch (bei über 1000km Entfernung von der Küste kann man wohl kaum mehr von frischem Fisch sprechen). Strafkolonien waren erfolgreich, aber irgendwann kam es zu einem großen Aufstand mit ein paar brutalen Morden und plötzlich schien das dann auch nicht mehr so eine fantastische Idee und Floreana war wieder unbesiedelt. Bis 1930. Dann überlegte sich ein deutscher Arzt namens Ritter, dort mit seiner Familie hinzuziehen, auf so eine Art Robinson-Trip. Kurz danach hatte eine andere deutsche Familie namens Wittmer dieselbe fantastische Idee (und die Frau hat erstmal ihr Kind in irgendeiner Höhle bekommen). Nun ja, wenn man schon auf einer einsamen Insel leben möchte, hat man natürlich nicht so Lust auf seine Nachbarn und die Familien mochten sich nicht allzu sehr. Nach einigen Jahren kam dann auch noch eine selbsternannte Baronin samt 2er Liebhaber dazu und wollte eigentlich ein Luxushotel aufmachen… Komischerweise kamen ihre Lover aber nicht soviel später auf mysteriöse Art und Weise ums Leben. Wie genau konnte mir keiner beantworten. Der gute Arzt Herr Ritter starb später auch noch an einer Fleischvergiftung nach einem Essen bei den Wittmers und die harte Frau Wittmer hat dann irgendwann mal ein Buch geschrieben und ihre Nachfahren leben immer noch auf der Insel, die heute ungefähr 100 Bewohner hat.
Abgesehen von diesen Geschichten war Floreana aber nicht so wahnsinnig interessant. Erst halt Post Office Bay, dann durften wir ein wenig schnorcheln. Leider sieht man aber Unterwasser vor allen Dingen Steine und keine Korallen, daher gibt es auch nicht sooo viele bunte Fische (und ich bin wohl mittlerweile auch verwöhnt), d.h. eigentlich wollten wir mit Seelöwen und Pinguinen spielen, aber davon waren gar keine da. Nachmittags haben wir dann noch mal einen Spaziergang auf Floreana gemacht und uns vor allem die Vulkanlandschaft und Flamingos angeguckt. Alle Bäume sind grau, weil die so tun als würden sie sterben, wenn es nicht genügend Wasser gibt und die Landschaft ist daher nicht unbedingt ansprechend, würde ich sagen. Und Flamingos haben sich dort natürlich nicht großartig evolutionär entwickelt, sondern sind irgendwann aus America dorthin geflogen, daher haben sie tatsächlich Angst vor Menschen und man konnte sie gar nicht von so nahem betrachten. Flamingos sind übrigens die einzigen Tiere, die ihre Farbe von ihrem Essen, so einer Krill-Art bekommen. Am Anfang sind sie weiß und werden mit dem Alter immer pinker.
Der Abend bedeutete wieder gutes Essen und einen fantastischen Sonnenuntergang. Und zum Glück sind wir wieder erst nachts zur nächsten Insel gefahren, so dass ich noch nicht seekrank war…
Die nächste Insel war Isabela, die größte Insel mit fünf Vulkanen und kaum Menschen, die dort wohnen… Eigentlich sollten wir mit Pferden zum Rand eines Vulkans reiten, aber da in letzter Zeit wohl viele im Matsch steckengeblieben sind und der ein oder andere Tourist auch mal runtergefallen ist, haben sie diesen tollen Punkt aus dem Programm genommen und ich konnte nicht auf einem Vulkan tanzen. Nun ja, dafür waren wir wieder in einem Schildkrötenzentrum, schließlich hat jede Insel ihre ganz eigene Art, die dann versucht wird, wieder zu züchten… Nachmittags sind wir ein wenig mit den Schlauchbooten rumgefahren, um uns Pinguine anzugucken. Die Galapagos-Pinguine sind relativ klein und natürlich herzallerliebst, vor allem wenn sie rumwatscheln und überlegen, sich ins Wasser zu schmeißen… Es sind die Pinguine, die in den wärmsten Gewässern leben und das geht auch nur, weil der Humboldt-Strom immer schön kaltes Wasser mit sich bringt. Tja, und bei dem El-Nino Phänomen sterben dann so 60% der armen Pinguine, das letzte mal in den 80er Jahren. Und 2007 wird es wohl wieder soweit sein, da soll es ja auch so warm werden. Es ist der seltenste Pinguin der Welt, es gibt wohl nur noch 1500 Stück...
Wir sind dann aber auch noch auf der Insel gelandet und da sah die Vulkanlandschaft echt beängstigend aus. Nur so komische Gesteinsformationen, richtige Kraterlandschaft und sehr außerirdisch fand ich… Trotzdem saßen überall die marinen Iguanas rum, ich hab echt keine Ahnung, wie die sich überhaupt an den Steinen halten können. Am Strand fanden wir ein beeindruckendes Exemplar samt seines Harems und er blieb brav sitzen, während wir uns abwechselnd von hinten anschlichen…
Vor allem waren wir aber da wegen der Haie. Es ist nämlich eine der wenigen Stellen, wo man sich Haie in freier Natur vom Trockenen aus angucken kann. Es gibt dort nämlich eine Art Graben am Rande einer Bucht, wo es anscheinend schön warm ist und wo die Haie sich zum Schlafen auf den Boden legen. Es waren White Tip Reef Sharks und das ist wohl eine der wenigen Haiarten, die überhaupt nicht konstant schwimmen müssen. Trotzdem zogen die meisten Haie stumpf ihre Runden, was für uns natürlich Klasse war.
An dem Abend sind wir nicht erst um Mitternacht losgefahren und einigen von uns war ziemlich schlecht, als es Dinner geben sollte. Mir natürlich auch, ich bin ja so gar nicht seefest. Zum Glück kenne ich mich aber mittlerweile einigermaßen und konnte mich rechtzeitig abseilen und mich irgendwo hinlegen und den Horizont betrachten, bzw. später andere feste Punkte… Das war aber ein besonders ruhiger Abend.
Am nächsten Tag waren wir dann in Santa Cruz, der bekanntesten Insel, weil sie die größte Besiedlung hat und außerdem die Darwin Forschungsstation. Da ging es dann auch erst einmal hin und wir haben uns wieder Schildkröten angeguckt. War aber Klasse, denn erstens gab es jede Menge Babies, die man super bei der Fütterung beobachten konnte (und Babies sind halt immer süß) und zweitens gab es auch jede Menge Schildkröten, die mal Haustiere waren. Bei denen durften wir Touristen sogar ins Gehege… Man kann ja nun auch nicht wirklich jemandem einen Vorwurf machen, wenn das Haustier über 100 Jahre alt wird und man irgendwann wirklich keine Lust mehr hat, sich darum zu kümmern...
Letztes Jahr ist in Sydney die Schildkröte Harriet gestorben. Die gute hatte zwei wirklich besondere Eigenschaften, die ihren Tod relativ traurig machen (man kann nicht gerade sagen, dass sie jung und überraschend gestorben ist, sie war wohl so fast 200): erstens war Harriet die letzte Vertreterin
speziellen Schildkrötenspezies, die mit ihrem Tod offiziell ausgestorben ist. Man hat natürlich jede Menge Zellen eingefroren und vielleicht kann man die gute irgendwann mal klonen, aber zur Zeit also eine Spezies ausgelöscht. Und zweitens war Harriet eins der ersten Galapagosschildkröten-exemplare, das die "westliche" Welt zu Gesicht bekommen hat, sie wurde nämlich von Darwin selbst eingesammelt (in den 1830ern und da war sie wohl so groß wie ein Fußball und damit so 20-30 Jahre alt). Das ist schon ne Ehre... Also, Harriet ist tod, aber es leben immerhin noch eine Menge Haustierschildkröten, denen man also




ganz nahe kommen durfte, so dass ich auch so lustige Fotos schießen lassen konnte (und ich hab tatsächlich einen Platz gefunden, wo ich mich nicht in Schildkrötenscheiße hocken musste...). Das Highlight der Station ist allerdings der "Lonesome George". Der ist auch schon sehr alt und genauso wie Harriet der letzte Vertreter einer anderen Spezies. Aber noch putzmunter (jedenfalls soweit man das bei Schildkröten sagen kann). Man versucht zur Zeit verzweifelt, ein Weibchen für ihn zu finden, irgendwo in den Zoos der Welt und alle ähnlichen Weibchen werden angekarrt. George sitzt also mit seinem Harem in seinem komfortablen Gehege, aber die Damen sind ihm einfach nicht attraktiv genug. Und so dümpelt er Jahr für Jahr dahin, während man alles versucht, ihn noch irgendwie auf natürlichem Weg fortzuplanzen.
Nachmittags haben wir dann die Station hinter uns gelassen und wollten dann nun endlich auch mal Schildkröten in freier Wildbahn beobachten. Zum Glück ist das überhaupt nicht schwer, schließlich ist es nicht unbedingt so, dass sie schnell weglaufen oder so... Wir mussten im Endeffekt nur über ein paar Kuhweiden laufen und überall lagen quasi fressende Hügel rum, denen man dann auch relativ nah ranlaufen durfte... Auch wenn sie ab und zu mal bedrohlich gefaucht haben, war das dann doch nicht soo beeindruckend, schließlich greifen einen Schildkröten nicht plötzlich an. Besonders schön war natürlich, dass dann noch ein Vögelchen auf der Schildkröte saß... Außerdem sind wir auch noch durch so genannte Lavaröhren geklettert, wozu ist man schließlich auf vulkanischen Inseln. Und dann hatten wir alle auch wirklich keine Lust mehr auf Schildkröten. Irgendwann fühlt man sich tatsächlich ausgeschildkrötet, auch wenn ich das vorher nicht unbedingt erwartet hätte. Also war es gut, dass wir dann auch abgefahren sind.
Samstag Morgen waren wir dann auf einer kleinen Insel im Norden von Santa Cruz, der Bartholomäus-Insel.
Und da durfte ich dann meinen ersten Tauchgang machen. Hatte meine Antibiotika aufgenommen und auch nur noch ein bißchen einen dicken Hals und dachte, wenigstens probieren muss ich. Und ich musste ja beweisen, dass ich gut genug war, um danach die Hammerhaie bei den Gordon Rocks zu sehen. War auch alles ok, vor allem weil die panische Frau von einem Typen auch mit war und die Dame mag Tauchen irgendwie überhaupt nicht, versucht es aber immer wieder ihrem Mann zuliebe. D.h. unser Guide musste ihr die Hand halten und ich durfte machen, was ich wollte. War ja auch ok, bis wir in eine starke Strömung geraten sind, die mich so schnell and die Oberfläche gespült hat, dass ich gar nicht im rechten Winkel dazu schwimmen konnte und dann Probleme beim wieder abtauchen hatte. Aber sonst war alles gut und ich hatte wenigstens keine Probleme mit meinem Ohrendruck. Der Rest der Gruppe sass so lange auf einer Insel fest und das Boot wurde aufgetankt. Danach wurde es Zeit, sich mal neue Sachen anzugucken. Erstmal gab es wieder jede Menge Seelöwen und ich wollte doch sehr gerne noch ein Foto von mir und einem beeindruckenden Bullen machen lassen. Hab mich dann professionell von hinten angeschlichen, aber der hat das gemerkt, drehte sich um und hat mich eine Runde gejagt (zur Belustigung der ganzen Gruppe). Zum Glück sind die an Land nicht so wahnsinnig schnell... Als Alternative hab ich dann halt diesen kleineren Seelöwen ausgewählt...
Aber wir waren ja gar nicht wegen dieser süßen Burschen auf der Insel, sondern zum Vögelchen anzugucken und zwar die so genannten Fregattenvögel. Eigentlich sind das nicht unbedingt sehr sympathische Vögel, die Leben nämlich davon, anderen ihr Futter wegzunehen und irgendwie können die auch nichts besonderes. Außerdem legen sie z.B. 2 Eier, aber nur zur Sicherheit, falls aus dem ersten nichts wird. Wenn beide Küken schlüpfen, tötet das ältere das jüngere... Also nicht so nett. Aber bei denen machen die Männer das Nest und versuchen dann ein Weibchen anzulocken, indem sie ihren Brustsack aufblasen. Und man muss den Vögelchen lassen, dass das schon wirklich beeindruckend aussieht... Wir hatten auch Glück, weil gerade tatsächlich Brunftzeit war und dann eines der Männchen für uns gepost hat...
Dann waren wir noch an der klassischen Stelle der Vulkaninseln, die auf sehr vielen Postkarten ist (obwohl ich nicht so genau weiß, warum eigentlich) und die auch als Kulisse für "Master and Commander" diente. Man sieht irgendwie nur Vulkangestein und dazwischen ein idyllischer Strand und Bäume... Schon seltsam, wo es sonst auf der Insel noch kaum Pflanzen gibt.
Am nächsten Tag war um 6 Uhr morgens wieder Tauchen angesagt, diesmal an den berühmten Gordon Rocks. Das sind so Felsformationen, wo ziemlich starke Strömung herrscht und deshalb kann man dort jede Menge große Tiere wie Haie, Meeresschildkröten und Rochen beobachten kann. Nur der Tauchgang ist nicht so einfach, man sollte mindestens 20 Tauchgänge haben und unser Guide wollte mich erst gar nicht so gerne mitnehmen. Wir mussten Flaschen und alles auf dem Boot anschnallen, weil es zu viele Wellen gab, dann sitzt man mit diesen 15kg auf dem Rücken in einem rutschigen Schlauchboot bzw. eher auf dem Rand und versucht, nicht rückwärts überzukippen, während dieses Ding über die Wellen hüpft (halt wie bei Baywatch :-)). Ich war einfach nur froh als ich im Wasser war und abtauchen durfte, unter Wasser ist es dann tatsächlich etwas ruhiger. Dummerweise waren meine Nebenhöhlen immer noch zu und das Abtauchen ging gar nicht, weil ich den Druck auf den Ohren nicht ausgleichen konnte. Hab gepresst bis mir fast die Tränen kamen und dachte nur, nein, du bist vor allem wegen der Hammerhaie hier und wirst jetzt nicht wegen 10 Metern kehrt machen. Ich mich also immer wieder hoch und runter bewegt und irgendwann ploppte es dann und ich konnte abtauchen. Die Strömung war um die Felsen rum wirklich stark, wir sind etwas an einer Stelle geblieben, haben uns festgehalten (an den muschelbesetzten Steinen, ich hatte schöne Schnitte) und gewartet. Als erstes kamen Goldrochen vorbei, die in einheitlicher Formation an uns vorbeiglitten. Wie schweben. Dann schwamm eine Meeresschildkröte vorbei, dann ein einzelner Hammerhai, ein paar White-Tip Reef Sharks, ein Schwarm von Hammerhaien und Galapagos-Haie. Sehr beeindruckend... Auch wenn die alle viel zu schnell waren, um sie genau zu beobachten und Fotos sind auch eher nichts geworden, dazu war das Wasser zu bewegt. Aber es war natürlich sehr aufregend, mal was anderes als bunte Fischchen... Der Tauchgang war relativ kurz, weil man durch die Strömung sehr viel Luft verbrauchte. Irgendwann war ich dann schon auf Notreserve und wir wollten noch durch so einen Schacht schwimmen. Ich hatte mich beeilt und völlig eine Schildkröte übersehen, die am Boden geschlafen hat. Also gegen die Strömung zurück, das musste man sich ja noch mal angucken... Im Endeffekt war ich beim Auftauchen auf Null-Reserve und hatte das zweite Atemstück des Guides in der Hand. Das war alles etwas stressig (und sowas sollte man ja nun auch nicht machen...).
Dann mussten wir wieder eine Weile fahren und hatten diesmal lustige Begleiter. Es sind wirklich 40-50 Delphine mit dem Boot um die Wette geschwommen, es waren wirklich überall Flossen. Sehr sympathische Tiere!
Unsere letzte Insel war South Plaza Island, wo wir vor allem Vögel angeguckt haben. Unser Guide wusste, wo Küken unter den Steinen lagen und wir konnten wieder einmal einige Schnappschüsse machen. Neu waren die Land Iguanas, gelbe Leguane, die unter den Kakteenbäumen saßen (übrigens weiß man nicht, ob man diese Kakteen als Bäume klassifizieren soll oder eher nicht).
Und wieder gab es welche, die sich extra für uns in eine gute Pose gebracht haben...
Ich sollte vielleicht anmerken, dass ich da keine lebende Krabbe in der Hand habe, so mutig bin ich dann doch nicht...
Der Abschluss dieses sehr gelungenen Sonntags war noch ein zweiter Stopp. Erst sind wir wieder etwas über die Insel gelaufen, die uns aber allen am meisten wegen des fantastischen Sandstrands gefiel und es gab wieder jede Menge Seelöwen, vor allem einige Mütter mit Neugeborenen... Wir waren mindestens 10 Minuten damit beschäftigt, einem Baby zuzugucken, das versuchte, die Zitze der Mutter zu finden. Sie stupste es dann immer an, aber viel gebracht hat das nicht unbedingt...
Das Beste war allerdings auf jeden Fall das Schnorcheln danach. Wir wollten nun alle noch einmal unbedingt mit Seelöwen schwimmen. Es lagen dort 3 Boote vor Anker, es gab also jede Menge Touristen und ich dachte schon, ok, das war es also, so viele Seelöwen wollen nun garantiert nicht mit uns spielen. Aber so schlimm fand ich es nun auch nicht, es gab schließlich auch viele Seelöwenbullen, die versuchten ihre Strandabschnitte zu bewachen und ich fand es gut, dass die Wahrscheinlichkeit so relativ groß war, dass die mit einem anderen Touristen zusammenstoßen würden.
Wir haben uns allerdings alle von denen fern gehalten und nach kurzer Zeit fingen einige ältere Babies an, um uns rumzu-schwimmen. Und plötzlich waren sie dann überall. Über einem, unter einem und um einen herum. Und wie junge Hunde wollten sie gerne spielen, am besten sowas wie fangen, wobei sie gerne unschuldigen Touristen in die Beine zwicken, um ihnen zu zeigen, dass sie jetzt dran sind. Und natürlich es niemals schaffen würden zurückzuticken... Problematisch ist, wenn man Arm oder Bein zu schnell wegzieht, dann können die spitzen Zähnchen ganz gute blaue Flecke verursachen... Ich hab mich immer lustig im Kreis gedreht und hab versucht, ihnen lieber meine Flossen hinzuhalten. Und da war ich dann wohl das erste Mal froh, dass so viele Touristen da waren, so konnte man sich nämlich hinter den anderen verstecken und hat auch mal ein bißchen Ruhe vor den Viechern gehabt. Sehr gut war, dass selbst ich mit meiner Wegschmeißkamera ein paar richtig gute Schnappschüsse von den Seelöwen machen konnte. Und ich glaube, man sieht irgendwie hier auch, dass die hier Spaß haben und die Touristen so richtig verarschen... Wir können ja nun noch noch einmal verkehrtherum im Wasser schwimmen, sind echt ganz schön unfähige Kreaturen... Und das war dann auch ein toller Abschluss unserer Reise. Montag ging es ja schon zurück und Montag Vormittag wurde im Wesentlichen nur noch gewartet. Ich war die Einzige, die zurück nach Guayaquil geflogen ist. Da war dann ja auch nur noch ein Tag Zeit und ich hab es genutzt, um diesen Blog zu schreiben. Oder sagen wir, ich habe angefangen und ihn in den letzten 2 Monaten immer mal wieder fortgesetzt. Man hat plötzlich dann doch keine Zeit mehr für sowas, wenn das richtige Leben wieder anfängt. Aber das gehört hier ja nun nicht hin... Hier fehlt nun wirklich nur das Bild von einem Traumstrand und damit ging die Weltreise dann massiv dem Ende zu.

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