Dienstag, Juli 25, 2006

 

kosmopolitisches Santiago

Mittlerweile habe ich mal wieder die Stadt gewechselt und fuehle mich eigentlich wieder ganz wohl. Natuerlich habe ich in Buenos Aires im Endeffekt die rote Lederjacke gekauft wie man hier sieht, ausserdem auch Cowboystiefel und ein Handtaeschchen (einfach alles so wahnsinnig guenstig...) und das hat auf die Endorphine halt doch eine Wirkung. Aber richtig warm geworden bin ich mit Buenos Aires irgendwie nicht und ich war tatsaechlich nicht einmal unterwegs. Habe mich aber doch noch mit vielen weisen Menschen unterhalten. Z.B. eine 37jaehrige Niederlaenderin, die eigentlich an der Uni in Amsterdam arbeitet und schon das 3.Mal lange reist. Die Dame hat mir klar gemacht, dass man spaeter das auch noch machen kann und sie meinte ebenfalls, dass alles ueber einem halben Jahr eigentlich zu anstrengend ist. Sie hat eine Regel: wenn sie mehr als 10 Tage Heimweh hat, faehrt sie nach Hause. Gut, sowas von jemandem zu hoeren, der da etwas mehr Erfahrung hat. Die zweite Person war der Rezeptionist in unserem Hostel, Esteban (ja ja, die Argentinier). Er meinte, was ich habe hat auch einen Namen, das "Traveller´s syndrome". Dazu gehoeren zwei Phaenomene: man hat keine Zeit seine Erfahrungen zu verarbeiten und fuehlt sich deshalb irgendwann einfach nur noch ueberfordert und kann neue Sachen gar nicht mehr aufnehmen. Ausserdem hat man auf Reisen und aus dem Rucksack leben und dauernd mit neuen Leuten und neuen Situationen klarkommen keine Lust mehr, aber man will auch nicht nach Hause, denn wer wuerde schon freiwillig Urlaub gegen Arbeiten eintauschen??? Das habe ich also. Und dann kommt natuerlich die ganze Sache mit Ryan dazu.
Das war also mehr oder weniger mein Fazit in Buenos Aires. Aber ich glaube, wenigstens habe ich das Kind damit jetzt fuer mich selbst beim Namen genannt und freue mich nur noch mehr auf Lima, wenn ich dieses Syndrom loswerden kann. Und zur Zeit ist es wie gesagt auch wieder ok, ich gewoehne mich langsam wieder dran.
Mein Spanisch wurde in Buenos Aires echt taeglich besser und auf der Fahrt zum Flughafen habe ich es tatsaechlich geschafft, mich mit dem Taxifahrer relativ gut zu unterhalten. Juchu! Nun ja, und dann kam ich hier in Chile an und hab so gar nix verstanden. Anderer Akzent und schon ist das wieder was ganz anderes. Im Shuttle vom Flughafen hat mich irgendsoein Typ vollgequatscht, der hier irgendwie fuer den Buergermeister arbeitet (soviel hab ich verstanden...) und es war wirklich nicht einfach fuer mich... Und anrufen wollte ich ihn dann auch so gar nicht :-)
Mein Hostel hier ist total Klasse, eine alte Stadtvilla mit vielen gemuetlichen Ecken, so dass es echt leicht war, Leute kennenzulernen. Und das sind dann nicht brasilianische Pauschaltouristen, die nur zum Saufen da sind, sondern wieder "normale" Backpacker... Viel besser. Nur kalt ist es!!! Warum haben die bloss alle keine vernuenftigen Heizungen?
An meinem ersten Tag war ich mit dem deutschen Maschinenbauer Fabian, der auch gerade auf Weltreise ist und nach 3 Monaten mit israelischer Freundin in Australien jetzt wieder auf sich allein gestellt ist (surprise surprise, warum haben hier eigentlich alle solche Geschichten???), wegen schoenem Wetters in dem Stadtpark, wo man mit einer Seilbahn hoch auf den Berg faehrt. Da oben gibt es dann eine Marienstatue (das Gegenstueck zum Jesus in Rio) und einen wahnsinnigen Ausblick. Ich glaub, das Beste an Santiago sind echt die Anden direkt dahinter!
Wirklich wunderschoen (auch wenn Mama jetzt sagen wuerde: "das ist ja hier genau wie im Mittenwald"...)(das auf dem Foto ist uebrigens ein Palmenblatt, um das mal eben klarzustellen...). Fabian und ich hatten aber irgendwann die Schnauze voll von bei Seilbahnen anstehen (war halt Sonntag) und sind zurueck gelaufen.
Habe hier in Santiago natuerlich auch versucht, brav Spanisch zu machen, aber das gestaltet sich als nicht so einfach, weil eigentlich immer irgendwelche Leute zum Quatschen da sind. Ausserdem ist "Bildung" von Schwanitz spannender als ich gedacht haette... Ich weiss halt einfach nix... Einen Spanischkurs zu machen habe ich aufgegeben, weil ich beschlossen habe, nur bis Montag hier zu bleiben (will nach Lima und was tun...) und das hier alles teuer ist. Lima ist da glaub ich besser. Na ja, ich werd dann gleich mal wieder meine eigenen Hausaufgaben in Angriff nehmen. Statt dessen werde ich wohl lieber noch ne Weintour machen und eventuell in den Anden Skifahren... Aber das muss ich mir noch ueberlegen, ich mag Skifahren doch gar nicht (na ja, das hat wohl damit zu tun, dass ich das so gar nicht kann). Fabian ist Sueddeutscher und der kann dann ja auf mich aufpassen. Mal sehen.Santiago als Stadt ist mir uebrigens sympathisch... Hat zwar nicht irgendwie besondere Sehenswuerdigkeiten oder sowas und wohl ein echtes Smogproblem (die Luft zieht wegen den Bergen nicht richtig ab), aber mir gefaellt hier der Mix aus alter eher europaeischer und sehr moderner Architektur. Die Wolkenkratzer hier sind nicht haessliche 70er Jahre Apartmenthaeuser, sondern hypermoderne Stahl-Glas-Gebilde. Muss da nochmal ein paar passende Fotos machen. Man sieht, dass es Chile gegenueber Argentinien wirtschaftlich viel besser geht. Und die Chilenen scheinen sehr freundlich zu sein, auch wenn ich sie nicht gut verstehe... Irgendwie alles nichts Herausragendes oder Besonderes aber sehr kosmopolitisch und angenehm und irgendwie unstressig. Die Metro funktioniert, der Verkehr ist nicht so lebensgefaehrlich... Aber viel lateinamerikanisches Flair gibt es nicht, alles sehr europaeisch. Das wird sich wohl in Peru aendern.
Gestern bin ich eigentlich nur rumgelaufen und hab mich organisiert (Flug gebucht, Sprachschulen abgeklappert, Geld "besorgt") und war dann tatsaechlich abends weg. Mit Fabian, zwei Englaendern und einem hyperaktiven Amerikaner, der immer 2 Monate 17 Stunden pro Tag fuer eine Firma aus oekologischen Gruenden kontrolliert Wiesen abbrennt und dann fuer 2-3 Monate Reisen geht. Es war lustig, aber nicht spektakulaer, wie bis jetzt halt alles in Santiago (ausser den Anden). Der Wein hier ist gut. Heute waren wir dann alle etwas verkatert und ich war mit Fabian ein paar Stunden in einem Cafe, das ich gestern gefunden habe bei einem Bueffet, was total Klasse war. Vor allem die Torten... Und dann sind wir noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben "Eindruecke" gewonnen. Aber wie gesagt, lustig aber unspektakulaer. Doch ich muss sagen, dass mich das zur Zeit in einen sehr zufriedenen Geisteszustand versetzt und das kann ich echt gut gebrauchen. Nee, langsam gewoehne ich mich wieder ans Wegsein...

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