Sonntag, Juni 04, 2006

 

Aus der Inseltraum

Nach einem wirklich sehr sehr lustigen vorletzten Abend in Koh Phan-Ngan, den Mirja und ich mit einem Brasilianer (mit dem hat sie aber viel mehr geredet :-)) und 3 Hollaendern um die 30 verbracht haben und uns von denen aushalten lassen haben, ging der letzte Tag wie im Flug am Pool vorbei, weil wir beide mit unserem Kater zu kaempfen hatten. Dann bin ich um 6 Uhr morgens nach Koh Phi Phi aufgebrochen, der Rest unseres Aufenthalts war also eher unspektakulaer. Aber es war auf jeden Fall Klasse, dass ich Mirja getroffen habe, weil wir beide maennertechnisch in der gleichen Situation waren und uns regelmaessig gegenseitig ausheulen konnten. War echt gut.
Koh Phi Phi war mir auch von Anfang an sympathisch. Da hat der Tsunami ja ordentlich zugeschlagen, von den ca. 8000 Leuten auf der Insel waren ca. 2000 tot. Koh Phi Phi ist naemlich eine langgezogene Insel mit Bergen an beiden Enden und an der flachen schmalen Stelle dazwischen ist der Hafen und die meisten Hotels und sowas. Dann gibt es noch irgendwelche Korallenriffe drum herum, die die Welle so reflektiert haben, dass sie genau darueber gerollt ist. Aber davon sieht man jetzt eigentlich nichts mehr, ausser dass noch ueberall gebaut wird (das waere sonst aber wohl auch so gewesen) und einige Palmen kopflos sind. Angeblich ist Koh Phi Phi auch wieder genauso chaotisch aufgebaut worden wir vorher, weil die Regierung die Gesetzeslage lange unklar gelassen hat und den Menschen ihre Grundstuecke abkaufen wollte, also haben alle im Endeffekt irgendwie gebaut, genauso chaotisch wie vorher. Aber es gibt keine Autos auf der Insel und eigentlich nur Touristen, aber auch fast keine grossen Resorts, sondern hauptsaechlich Backpacker. Ich nach meiner komischen Reise (komisch, weil ich zwischendurch die Vermutung hatte, dass die Reiseagentur mich ueber's Ohr gehauen hat und ich in Krabi haette bleiben mueesen. Da sass ich mit 4 dicken ungepflegten unhoeflichen Thailaendern in so nem Buero und die haben in Thai ueber mich gelaestert und wollten mich dazu bringen fuer viel Geld nen Taxi zum Pier zu nehmen. Zum Glueck wurde ich dann doch irgendwann abgeholt...) zu den Bungalows, die mir ne Tauchlehrerin auf Koh Phan-Ngan empfohlen hatte. Basic aber ok. Wieder los, superleckeres Sushibuffet gegessen und ne Australierin kennengelernt, mit ihr dann nen Tauchkurs gebucht (ich Advanced und sie den normalen) und dann wollte ich kurz nach Hause und dann spaeter mit ihr weggehen. Und da verwandelte sich mein Abend in einen Alptraum. KAKERLAKEN. Erst nur eine im Badezimmer. Die Viecher sind echt schnell, also ist es mir nicht gelungen, da nen Eimer drueber zu schmeissen und schwupps sass sie an der Wand ueber'm Bett. Na wunderbar. Ich hab dann so ein Mueckenspray gefunden und die und einen Bruder eingesprueht und unter Gefaessen gefangen. Dann hab ich auch alle Loecher eingesprueht. Und dann ist mir eine aus meinem Rucksack eine Kakerlake ueber den Arm gelaufen und da war der Spass vorbei und ich bin zum kreischenden Maedchen mutiert. BAAH. Sooo eklig. Ich hab sie zwar wagemutig gefangen, wollte aber die Australierin finden und um Asyl bitten.
Also, ich auf zur Strandparty. Total voll, alle Menschen betrunken und generell halbnackt, keine Australierin. Irgendwann hab ich ein paar Irinnen angequatscht und mit denen eigentlich viel Spass gehabt. Problem war nur, dass ich nix getrunken habe, weil ich ja um 8 Uhr am naechsten Tag tauchen gehen wollte. Und dann waren die Irinnen seeehr betrunken. Sie hatten mir zwar Asyl angeboten in ihrem Hotelzimmer, aber mir wurde viel zu spaet klar, dass ich sie erstens nicht nach Hause kriegen wuerde und sie zweitens so ziemlich jeden Kerl dort angebaggert haben und alle drei zwischendurch am Strand verschwunden sind. Es war wirklich widerlich. Aber Kakerlaken sind noch ekliger... Ich war traumatisiert. Irgendwann waren wohl auch alle normalen Leute nach Hause gegangen und ich hab mich gefuehlt wie auf einem Basar. Die Highlights waren ein Amerikaner mit Superfigur, der aber dummerweise den Namen seines Rugbyteams auf den Ruecken taetowiert hatte und in Suedamerika nur mit Rio was anfangen konnte und ein 34jaehriger Londoner Finanzberater, an den ich mich gehalten habe, weil er nuechtern war und sich bereitwillig mit mir ueber die Probleme von Langzeitbeziehungen unterhalten hat (und speziell ueber meine Beziehung) und mich dann doch dreist fragen musste, ob er mich nicht kuessen koennte. Grrr... Ich war ziemlich boese. Im Endeffekt haette ich das Kakerlakenproblem so zwar umgehen koennen, aber das war auch keine Option. Wirklich schlimm.
Na ja, im Endeffekt war ich dann um 6 Uhr morgens mit meinem Irinnen im Hotelzimmer und das war das schlimmste Hotelzimmer, das ich je gesehen habe. Die haben echt einfach den Inhalt ihrer Rucksaecke quer ueber das gesamte Zimmer verteilt. Ich hab dann eine Stunde auf einem halben Bett geschlafen (die andere Haelfte war mit Muell voll) und bin dann um 7 Uhr in das naechstbeste Hotel, das teuer aussah und habe mir dort ein Zimmer genommen, das ca. 5 mal so teuer war, wie mein Normalpreis. War mir dann auch alles egal. Dann schnell meine Sachen holen. In meinem Badezimmer lagen noch 2 tote Kakerlaken und dann kamen noch 2 aus meinem Rucksack, die ich zwar getoetet habe aber der Ekelfaktor und der Zeitaufwand haben dafuer gesorgt, dass ich mein Tauchen abgesagt habe und erstmal 2 Stunden in meinem Luxusbett Fernseh geguckt habe (haben hier nen tollen Moviechannel), weil ich total fertig war und total aufgewuehlt, mit schlafen war nix zu machen. Tag dann mehr oder weniger vergammelt, am Strand war ich noch. Und abends dann auf meinem Nightdive. Wir waren nur zu viert, mein deutscher Tauchlehrer Tobi, der mal Forstwirtschaft studiert hat und dann irgendwann keinen Bock mehr hatte und seit 2,5 Jahren in Thailand lebt. Tsunami hat er ueberstanden, weil er frei hatte und sein Bungalow auf nem Huegel lag... Ausserdem ein Israeli und ein Englaender. War schon spannend mit Taschenlampen zu Tauchen, ist sehr friedlich und das Plankton fluorisziert wenn man drin rumwedelt... Aber von der Tauchgegend kriegt man noch nicht soviel mit. Erst am naechsten Tag wurde das richtig cool. Ich war die Einzige, die nen Kurs gemacht hat, also bin ich mit Tobi alleine los. Erst einen tiefen Tauchgang bis auf 30 Meter, um zu testen wie die Stickstoffnarkose (heisst das wohl so auf Deutsch?) auf einen wirkt. Musste bisschen was rechnen und so und hab gemerkt, dass ich mich ueberhaupt nicht konzentrieren konnte und das dann sehr lustig fand...
Habe doppelt so lange fuer die Kopfrechenaufgabe gebraucht wie oben (zur Verteidigung meiner Mathematikerehre: beides hab ich aber richtig gerechnet...). Danach sind wir da noch so rumgeschwommen und zu zweit ist das sowieso schonmal entspannter als in ner Gruppe und es war absolut fantastisch. In Thailand gibt es halt schon nochmal andere Fische als in Australien und soo viele... Korallengarten und im Schnitt so 10 Fische pro Kubikmeter wuerde ich sagen. Am zweiten Tag habe ich mich im Fotografieren versucht, aber natuerlich ist das gar nicht so einfach, weil man ja selbst immer wegtreibt, die Fische von unten fotografieren will wegen des Lichts und die sich ja dummerweise auch bewegen... Und mit 4 Leuten, die immer weiterschwimmen wird das relativ anstrengend. Zum Glueck habe ich mittlerweile kein Problem mit dauerndem Auf- und Abtauchen mehr, meine Ohren equalizen sich mittlerweile durch Schlucken und ich kann meine Atmung so regulieren, dass ich aufsteige oder absinke.
Beim zweiten Tauchgang musste ich bisschen mit Kompass navigieren, hat auch gut geklappt. Die Fotos sind alle an meinem letzten Tag entstanden. Da waren wir zunaechst beim Wrack einer Faehre, die 1997 als Versicherungsbetrug gesunken ist und dann beim sogenannten Shark Point. Auch wahnsinnig schoen, ich war wirklich total begeistert. Mit meinem Luftverbrauch komme ich auch an Tobi dran (bin ja auch nur klein), so dass die anderen beiden Kerle dann irgendwann aufgetaucht sind und ich mit ihm noch ein paar Buoyancy (Auftrieb) Uebungen machen musste. So ausgleichen, dass man bewegungslos im Wasser schwebt, dann hat er mir ein Gewicht gegeben und ich musste das mit Atmung und Luft in Weste ausgleichen, dann musste ich mich ueber Kopf drehen und auch schweben. Das ging nur ne Minute oder so, weil ich immer umgefallen bin (der Schwerpunkt liegt da einfach falsch :-)), aber es war ein sehr lustiges Gefuehl. Zum Tauchen komme ich garantiert nochmal her, die besten Punkte hab ich naemlich gar nicht gesehen, die sind weit draussen und werden nur in der Hauptsaison angefahren. Aber meine ersten Leopardenhaie, schwarzen Nemos und jede Menge anderes Getier...
Kurze Beschreibung der Fotos: 1. Fischschwaerme zur Begruessung am Wrack. 2. "Schwarze Nemos", Clark's Anaemonefish, mit denen man spielen kann. 3. Ein Titan Triggerfish, ziemlich gross. 4. Ein kleiner Yellow-spotted boxfisch, sehr viereckig. 5. Ein Porcupine Pufferfish, so einer der sich rund aufpustet, wenn man ihn aergert. Darf man aber nicht, nach ca. 3 Malen stirbt er an Ueberanstrengung. 6. Eine Seeschlange. 7. Ein Schwarm von dunklen Butterfly fish. 8. Ein Tomato Anaemonefish. 9. Ein Leopardenhai, aber nur ein kleiner (kleiner als ich). Die am Tag davor waren groesser, aber da hatte ich natuerlich keine Kamera. Fuer das Foto schwebte ich ca. 10 cm ueber dem Boden ganz nah bei ihm... 10. Einer dessen Namen ich nicht weiss, aber der meine Kamera attackieren wollte. Bisschen klein dafuer... 11. Ein gelber Butterflyfish. 12. Nemo, der Clown Anaemonefish. 13. Nemos Freund, ein Moorish Idol. 14. Tja, wo ist der Fisch? Ein im Wrack perfekt getarnter giftiger Skorpionfish. Tipp: im unteren Teil links gucken! 15. Ein ebenfalls giftiger Lionfish. Die hingen da alle am Wrack so rum, hab noch nie so viele auf einem Haufen gesehen... Und damit soll es auch genug von meinen Begeisterungsstuermen sein...

Tja und nach dem Tauchen direkt auf die Faehre, ins Taxi, in den Nachtbus nach Bangkok und seit heute Morgen um 6 Uhr bin ich jetzt also wieder hier und habe Hardcore Sightseeing gemacht. Endlich der beruehmte Koenigspalast, die beiden wichtigsten Tempel hier und das Nationalmuseum. Ja ja, wenn schon, denn schon. Der Palast war echt krass, ich habe wirklich noch nie so viele Touristen auf einem Haufen gesehen, da wurde die japanischen Reisegruppen echt nur so durch die Gaenge geschleust und es ist wirklich heiss in Bangkok. Normalerweise sieht man hier ja wenigstens die Sonne nicht (und wenn nur wegen Smog), aber heute war es echt unertraeglich. In der Tempelanlage, die zum Palast gehoert, dann noch ganz viele Buddhisten dazwischen, die ihre Opfergaben loswerden wollten. Relativ stressig. Die meisten Gebaeude wurde uebrigens erst in den letzten 200 Jahren gebaut. Im Nationalmuseum ist mir aufgefallen, dass von der Zeit davor echt wenig existiert. Die alte Hauptstadt Ayuthaya wurde von den Burmesen zerstoert, Bangkok ist erst 200 Jahre alt und viel wurde wohl aus Holz gefertigt und dem kann man beim Klima hier ja beim Verfaulen zugucken. Von dem Museum war ich echt enttaeuscht, vor allem weil es da keine Klimaanlage gibt und der Bau sehr baufaellig aussieht. Und da haben die dann irgendwelche ach so wertvollen Artefakte??? Mag subjektiv sein, aber die kulturellen Errungenschaften kommen mir sehr repetitiv vor. Beispiel: geschnitzte Elfenbeinzaehne. Wunderschoen, aber voller Buddhastatuen, etwas langweilig auf die Dauer. Wenn ich das mit denen im Gruenen Gewoelbe in Dresden vergleiche, da waren die Motive schon abwechslungsreicher (auch griechische Mythologie und sowas...). Aehnlich ist das mit der Architektur. Fuer mich sehen die Palastteile und Tempel sich doch sehr aehnlich... Stil bleibt immer gleich. Ich wuerde sagen Kirchen sind abwechslungsreicher, aber wurden natuerlich auch ueber mehr Zeit gebaut... Europa hat echt Glueck, dass unsere Geschichte so lang ist, jedenfalls was Kunstwerke angeht.
Mittlerweile bin ich total muede. Morgen ist Organisationstag (Anzuege, Uhr abholen, Zahnarzt, Paket losschicken und sowas) und noch bisschen einkaufen und am Dienstag fliege ich dann auch schon nach Jakarta. Und dann bin ich halt erstmal ne gute Woche quasi unterwegs (mit 5 Tagen Pause in Auckland). Von da melde ich mich dann sicher nochmal, da wird mir bestimmt langweilig. Sorry allen Leuten deren emails ich grad nicht beantworte, verschiebe das gerade auf London wenn Internet wieder umsonst ist... Und ich fuehle mich uebrigens schon wieder reif fuer die Insel. Ich wuerde da sicher nicht fuer immer leben wollen mit dieser Urlaubsstimmung, aber ich versteh die Leute gut, die da haengen bleiben... Da gibt es irgendwie keine richtigen Probleme, die Sonne scheint immer und alle Leute sind in Urlaubslaune. Das Leben koennte schlimmer sein. Ich fahr bestimmt bald zurueck dahin...

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