Montag, Mai 01, 2006

 

Viele Touren und Planaenderungen

Was soll ich sagen... Urlaub ist stressig. Da kommt man halt nicht immer dazu irgendwas zu schreiben. Und es ist in letzter Zeit einfach viel zu viel passiert und viel Zivilisation gab es auch nicht. Im Moment bin ich gerade wieder in Perth und organisiere meine Weiterreise und meine Sozialkontakte. Aber dazu lieber spaeter.
Fange ich also am Anfang an: nachdem ich Exmouth trotz fehlenden Nachtlebens schweren Herzen verlassen musste (und wer sich die Fotos anguckt, weiss auch warum und dann stellt euch noch richtig nette Leute dazu vor...), ging es also auf eine organisierte 5- Tages-Tour nach Broome, deren erster Tag im Wesentlichen wieder aus Busfahren bestand. Broome ist ungefaehr 3000km von Perth entfernt und Exmouth liegt so auf der Haelfte... Endlose Weiten und sehr sehr viel nichts dazwischen.
Abends kamen wir im Karajini Nationalpark an, wo wir dann auch den naechsten Tag verbracht haben. Zwei Naechte Buschcampen ohne Klos und Duschen, dafuer aber mit Muecken, die durch Fliegennetze durchstechen und die man sogar ausserhalb des Zeltes surren hoert... Und mit dem guten roten Sand, der auch das gesamte Innere unseres Anhaengers vollgestaubt hat und bei den Rucksaecken durch die Reissverschluesse durchdringt. Und wieder rausgehen tut der leider auch nicht, hab mein erstes Paar Schuhe weggeschmissen und gestern das dritte Mal meinen Rucksack saubergemacht. Aber ich will ja nicht motzen, der Nationalpark war die Strapazen auf jeden Fall wert. Abends sind wir erstmal in eine der Schluchten heruntergestiegen und haben etwas im Pool rumgepaddelt.
Meine Gruppe war dummerweise nur so mitteltoll. Anja war noch dabei, die ich schon vorher getroffen hatte, und wir hatten zusammen schon sehr viel Spass. Ausserdem gab es noch einen 29jaehrigen franzoesischen Bauunternehmer, der mit Vorliebe zu "Can't take my eyes of you" auf seinem Sitz getanzt hat und damit extrem zum Spassfaktor beitrug und einen 30jaehrigen deutschen BWLer, der auch sehr lustig war. Aber leider konnte man den Rest ziemlich in die Tonne treten, jedenfalls geballt auf einem Haufen. So fuenf Maedels aus den USA, Kanada und England, die ziemlich unter sich geblieben sind und fuer meinen Geschmack zuviele Frauenthemen hatten. Mit der einen habe ich mit einen Abend ueber das schwere Schicksal der gutaussehenden Blondinen auf diesem Planeten unterhalten, die naemlich nur als Trophaeen und Sexobjekte betrachtet werden und mit denen kein Kerl reden moechte. Im Ernst, die Dame hat echt gelitten und ich fuehlte mich ploetzlich ganz toll, weil ich im Normalfall ja hoechstens von Kerlen angegraben werden NACHDEM sie mit mir geredet haben und nie vorher... Echt Glueck gehabt, dass ich nicht ins Schoenheitsideal passe :-). Nun ja, aber ich musste mich mit ironischen Kommentaren schon zurueckhalten. Eins der anderen Maedels hatte massiven Liebeskummer wegen meinem Tourguide von der vorherigen Tour und der habe ich gerne meine Schulter geliehen, aber die anderen Girlies waren einfach nur oberflaechliche Weiber. Dann hatten wir noch 2 Schweizer, von denen alle annahmen, dass sie ein Paearchen waeren, aber der 22jaehrige Typ (der auch wirklich gar nix gesagt hat weil er soo cool war) hat dann doch eine "Beziehung" mit ner 40jaehrigen amerikanischen Surferbraut angefangen. Oh Mann. Wenigstens hatten wir was zu laestern. Das 19jaehrige Maedel hat sich dann auf unseren 29jaehrigen Tourguide, den Anja und ich liebevoll "Benni, der Busfahrer" getauft haben, gestuerzt und sich heisse Schlachten um seine Gunst mit einer absolut frustrierten (wie sie jedem mitgeteilt hat) Kanadierin geliefert. Nun ja, ohne da weiter drauf einzugehen, kann man sich wohl vorstellen, dass das die gruppendynamischen Prozesse etwas gestoert hat. Frauen koennen wirklich nervig sein.
Am ersten Abend haben Anja und ich festgestellt, dass wir von der romantischen Vorstellung unter dem absolut phaenomenalen Sternenhimmel im Swag zu schlafen Abstand nehmen mussten, weil die Muecken einen bei lebendigem Leib gefressen haben, und haben um 23 Uhr im Stockdunkeln in rekordverdaechtiger Zeit und unter Einsatz unseres Lebens (die Muecken…) ein Zelt aufgebaut. Morgens war man natuerlich um 6 Uhr sowieso wach, weil ab da die Sonne auf das Zelt knallte. Am zweiten Tag der Tour sind wir in Karajini rumgefahren, haben in Wasserfaellen gebadet, eine sehr interessante Wanderung zum Kermit Pool gemacht, wo man am Ende im sogenannten “Spiderwalk” durch eine Schlucht ueber einen Bach klettern musste und hatten den ganzen Tag viel Spass. Die Eindruecke der Schluchten lassen sich schwer beschreiben und auch die Fotos halten das Ganze nur sehr ungenuegend fest… Muesst ihr halt selber hinfahren.
Die letzten zwei Tage der Tour waren aber leider wieder relativ unspektakulaer. Australien ist halt sehr sehr gross, also Busfahren. Einen Tag bis Eighty Mile Beach, da an einem Strand rumgehangen, den ich nicht so cool fand, weil da zu viele Autos drauf rumfuhren. Bemerkenswert war der Abend, weil wir versucht haben im Flutlicht ein Barbecue zu machen. Dummerweise fanden das ueber eine Million Kaefer und Heuschrecken auch eine gute Idee. Hab sowas echt noch nicht gesehen, als jemand im Klo Licht an- und Tuer aufgelassen hat, war der Boden schwarz. Ich hab dann gehungert, nachdem ich drei Kaefer aus meinem Salat befoerdert hatte und ich gar nicht wissen wollte, was alles genau mit auf dem Grill lag… Das war echt eine der ekeligsten Erfahrungen meines Lebens. Weil ich mich von dem Schock noch nicht erholt hatte, habe ich mich von Anja am naechsten Morgen ueberreden lassen, mit ihr am Strand joggen zu gehen. Irgendwann hat sie mir erzaehlt, dass sie mal Triathlon gemacht hat… Aber da war es schon zu spaet. Ich bin echt sowas von unfit..
Am Sonntag Abend (23ter) sind wir in Broome angekommen. Erstmal gewaschen und sowas, dann wollten wir Essen gehen und ich sollte ja auch bisschen reinfeiern, auch wenn ich lieber nur mit selektierten Mitgliedern meiner Gruppe gefeiert haette. Aber ich wollte mich auch noch mit Mat treffen. Die Welt ist uebrigens sehr klein: Mein Tourguide Paul hatte von anderen Guides erzaehlt und ploetzlich fiel ein Name, an den ich mich erinnern konnte: mit Mat hab ich vor 5 Jahren in Hamburg auf Auslandsreisezuegen gearbeitet. Damals hatte er Frau und Kind und wir haben uns gegenseitig unsere Beziehungsprobleme erzaehlt. Paul hat ihn dann gleich angerufen, er konnte sich (natuerlich) auch an mich erinnern und arbeitete wie der Zufall es will in Broome bei ner Autovermietung. Also haben wir uns getroffen. Er kam am Sonntag Abend gerade vom Fischen und hat mich dann erstmal mitgenommen. Um 10 Uhr oder so wollte ich die anderen wiedertreffen, habe aber keinen erreicht und bin dann ins Hostel zurueck (Mat war eh tot) und hab mit Jason in meinen Geburtstag reingefeiert. Jason war einer meiner Zimmergenossen in Exmouth, 24, mariner Biologe der noch keinen Bock hat irgendwo fest zu arbeiten und in Broome bei ner Austernfarm jobben wollte. Einer der wenigen Australier, die ich kenne, der sehr ironisch und sarkastisch ist und mit dem ich mich von Anfang an total gut verstanden habe, auch wenn er es nicht toll fand, dass ich steif und fest behauptet habe, dass er der “Surfertyp” ist, was immer das auch impliziert… Um 12 Uhr (an nem Sonntag) haben uns in Broome dummerweise alle Bars rausgeworfen und im Hostel habe ich die nette Haelfte meiner Gruppe wiedergetroffen, die am Strand gewesen waren und enttaeuscht waren, weil sie mir gar nicht meinen Schokoladenkuchen mit Namen drauf (sowas hatte ich noch nie) geben konnten. Der ist wohl irgendwann in unserem Tourbus geschmolzen. Sehr schade.
Und dann war der Abend auch zu Ende, also eher unspektakulaer. Mein Geburtstag fing damit an, dass wir (Soeren, der BWLer von oben, Anja, ein Italiener namens Alessandro, den wir irgendwo aufgegabelt haben) 2 Stunden in den Haengematten auf der Terrasse unseres Hostels rumgehangen haben und geschnackt haben. Danach waren wir richtig nett fruehstuecken (sehr erholsam nach dem Buschfras) und bisschen shoppen. Bei 40 Grad Hitze ist das aber auch alles zu anstrengend, also haben wir den Nachmittag lieber am Hostel-Pool verbracht. Und so um 5 Uhr haben wir uns zum Strand aufgemacht, bisschen Bier gekauft und dann da gesessen und den Sonnenuntergang angeguckt. Sowas von entspannt! Wir vier mit Jason und unserem Franzosen Jean, rumgesessen, uns die peinlichsten Geschichten unseres Lebens erzaehlt und uns dezent betrunken. Vor allem Alessandro hat echt eine Geschichte nach der naechsten ausgepackt, war hoechst amuesant. Als es dann dunkel war hatte ich ca. 60 Mueckenstiche innerhalb von 15 Minuten (oder vielleicht waren es auch Sandfloehe) und alles hat gejuckt.

Also habe ich mich von Mat abholen lassen und den restlichen Abend mit ihm verbracht. Aber leider soll man manchmal die Geister seiner Vergangenheit auch ruhen lassen: Mat ist relativ frustriert wegen seines Jobs etc. und hat eigentlich nur Geschichten von dummer Touristen erzaehlt (vor allem Deutschen), so dass die Konversation bald ziemlich eintoenig wurde. Gerade nach dem tollen Tag… Na ja, er hat immerhin noch meinen MP3-Player repariert und im Endeffekt war es auch egal.
Am Dienstag Abend bin ich dann zurueck nach Perth geflogen und hab die Tropen verlassen und musste das erste Mal auf meiner Reise mit langen Hosen und Pullover rumrennen. Nicht schoen.
Mittwoch Morgen um 7 Uhr wurde ich aber auch gleich fuer meine neue Tour abgeholt. In den Sueden, wo es kalt war. Nachts hab ich mir echt den Hintern abgefroren, vor allem, weil es hier ja keine Heizungen und sowas gibt… Na ja, und Anja und ich hatten sowieso schon die Idee nach Bali zu fliegen… Und so wurde mein Beduerfnis echt immer groesser, meinen Neuseelandurlaub lieber kuerzer zu machen und dafuer noch bisschen Sonne zu tanken. Dummerweise kostet so ein Flug nach Bali aber ungefaehr 800A$. Fidschi ist guenstiger… Thailand auch… Also, warum nicht Thailand? Da kann man auch mehr machen. Am ersten Tag der Tour sassen wir ausser einem Stop am Waverock eigentlich nur im Bus und sind bis nach Esperance gefahren. Da gibt es zum Glueck Reisebueros. Am zweiten Tag habe ich also den Nachmittag mit Urlaubsplanung zugebracht. Habe auch nen guenstigen Flug gefunden, aber zufaellig noch einen nicht so guenstigen, der einen Stopover in Bali einlegt. Also fliege ich Morgen fuer eine Woche nach Bali und dann fuer 4 Wochen nach Thailand. Neuseeland kann man auch immer noch als Familienurlaub bei den richtigen Temperaturen machen… Hoert sich jetzt alles ganz simpel an, die Planung war aber sehr kompliziert. Erstens musste ich mich entscheiden und zweitens hab ich ueberlegt, von Bangkok direkt nach London zu fliegen (ist ja kuerzer und auch unheimlich guenstig). Hab dann 3 Tage lang versucht, die Fluege meines Round-the-world tickets usw. umzulegen, bin im Endeffekt aber leider gescheitert. Na ja, ich sitz ja gern im Flieger und so mache ich in Auckland dann nochmal 4 Tage Pause, sonst pack ich das nicht… Selbst meine Unterkunft fuer Bali ist geklaert, kostet mich auch nur 7 Euro die Nacht und ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich auf Tauchen in Thailand freue!!! Und das Geld fuer den Flug hole ich wieder rein indem ich mir ganz viele wahnsinnig guenstige Massanzuege schneidern lasse und damit naechstes Jahr ganz viel Geld spare. Ja, ich habe den Bezug zu Geld glaube ich ziemlich verloren und die Sonne hat mein Gehirn auch ziemlich gebraten, aber ich bin uebergluecklich…
Ich muss aber sagen, dass diese Planungsgeschichte mich auf der Tour etwas abgelenkt hat. Erstens habe ich alle Menschen um mich rum damit vollgeloert und kein Mensch ist mehr durch meine Fluege durchgestiegen und zweitens war ich in Gedanken oft woanders. Aber meine Gruppe war eh nicht so spektakulaer. Fuenf japanische Maedels, mit denen ich gar nicht geredet hab, eine kleine Deutsche und eine kleine Belgierin, zwei englische Krankenschwestern und ein relativ verrueckter Israeli, der sich jeden Abend betrinken wollte, aber immer keine Opfer gefunden hat… Es war zwar nett, hatte viel Spass mit den Maedels, aber so richtig Stimmung war da nicht (der arme Israeli… Dummerweise musste er auch noch mit mir ueber den Sinn des Lebens und Militaereinsaetze diskutieren und wieder einmal hab ich gemerkt, wie links meine politische Einstellung ist und wie sehr ich mich ueber jemanden, der Land fuer Juden fordert, weil es ihnen schliesslich vor 5000 Jahren gehoert hat, aufregen kann).
Australien ist natuerlich auch im Suedwesten landschaftlich spektakulaer. Am ersten Tag waren wir im Cape Range Nationalpark, wo wir erstmal auf nen Berg geklettert sind (in Australien gibt es nicht so viele Berge, also muss man die wenigen die da sind auf jeden Fall erklettern) und uns dann verschiedene Straende angeguckt haben. Zum Schwimmen war es ja dummerweise zu kalt (fand ich jedenfalls, Englaender haben ein etwas anderes Temperaturempfinden…), ausserdem lag an der einen Bucht ein vor 3 Wochen gestrandeter Wal rum.
Die Haie haben ihn schon ziemlich angeknabbert, aber wir haben keine gesehen und das Vieh hat gestunken… Bah. Aber wenigstens duerfen Wale hier stranden, ohne dass so ein Trara darum gemacht wird wie bei dem Vieh in London…

Die anderen Tage sind wir immer wieder an spektakulaeren Buchten vorbeigekommen, sind auf allen moeglichen Felsen rumgeklettert und durch alle moeglichen Waelder gewandert. Mir hat der Treetop Walk gut gefallen (76m hoch, sowas find ich toll) und der Bicentennial Tree, ein Baum, auf den man klettern kann. Auch so 70 Meter hoch und nur kleine Metallstiegen… Das war etwas abenteuerlich, ich stell mal ein paar Fotos ein..


Und 70 Meter sind verdammt hoch! Ich hatte Spass und bin lustig auf den Sicherheitsplattformen zwischendurch rumgehuepft, um den anderen Angst zu machen… Zwischendurch waren wir auch Winetasting, beim laengsten Jetty (Steg) der Welt, wo ich mich gefragt habe, warum der so lang ist, wenn gar keine Boote daran anlegen und haben abends richtig tolle Barbecues gehabt. Unser Tourguide war naemlich eine kleine Britin, die schon ueberall auf der Welt Wandertouren geleitet hat und der weibliche Touch ist besonders beim Essen echt vorteilhaft…
Na ja, und jetzt bin ich seit 2 Tagen wieder in Perth und versuche mich zu organisieren und zwischendurch noch mit Stefan und anderen Menschen, die ich hier kennengelernt habe, Einen trinken zu gehen… Heute Abend wird sich hoffentlich ein Investmentbanker namens Christoph (ich hab den Namen uebrigens nicht vergessen!!!) meiner annehmen, ich werde naemlich Morgen um 5.15 Uhr zum Flughafen fahren und will noch bisschen meinen letzten Abend feiern, der gar nicht mein letzter ist, weil ich hier gezwungenermassen doch nochmal vorbeifliegen muss… Bali ich komme!

P.S.: Das Leben ist wirklich wirklich wundervoll, besonders wenn es im ganzen naechsten Jahr keinen Tag gibt, auf den man sich nicht freut….

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