Dienstag, April 18, 2006

 

Tropische Gefilde


Endlich wieder Internet! Ich bin zwar immer noch nicht irgendwo, was man im Ernst Zivilisation nennen kann, da z.B. das naechste Kino 1700km entfernt ist (in Perth), aber es gibt Telefone und Computer und nen Supermarkt, was will man also mehr.
Perth war noch sehr nett, da ich dann doch noch ein paar coolere Leute kennengelernt habe. Nachdem es mich fast nen ganzen Tag gekostet hat, meine Weiterreise zu organisieren und ich echt genervt war (schon komisch, wenn man an einem Tag mal eben 1500 Euro ausgibt...), bin ich dann irgendwann in Perth auch wirklich mal Sightseeing gewesen. Und abends unterwegs, was auch sehr nett war. Am Wochenende war ich mit einem 22jaehrigen Deutschen in Freemantle auf den Markets zum Souvenirs gucken und hab jede Menge Schmuck gekauft (wollte ihn zu einem coolen Surferring ueberreden, aber das fand er dann doch zu schwul... keine Ahnung wieso), ausserdem waren wir nett Kaffee trinken, bei nem Konzert von weitem zuhoeren und den Sonnenuntergang am Strand angucken... Ein ziemlich guter Tag muss man sagen.
Sonntag bin ich dann um 6 Uhr aufgestanden (wie seitdem eigentlich fast jeden Tag) und bin mit Stefan und 2 anderen nach Rottnest Island gefahren. Dort haben wir uns Schnorchel und Fahrraeder gemietet und sind locker die 27km um die Insel rum gefahren. Sehr schoen, einsame Straende, kleine Inselratten (eher ne Kanguruhart..), Klasse zum Schnorcheln, nur hatte ich keine Gangschaltung und es war doch eher huegelig, so dass ich abends echt voellig platt war. Schlafdefizit ist echt ein Problem... Leider steht in den Dormitories ja immer jemand frueh auf und irgendwer geht spaet ins Bett und ich bin mittlerweile echt ganz gut fertig.
Montag ging es dann los auf meine gebuchte 10 Tages Tour. Also wieder um 6 Uhr aufstehen. Die ersten Tage der Tour waren relativ unspektakulaer, da wir immer mindestens den halben Tag im Bus sassen und die Stopps eher kurz waren. Z.B. die Pinnacles, so Sandsteinformationen, guckt man sich halt an, macht Fotos und gut. Am ersten Abend habe ich mich laenger mit einem aelteren Paearchen unterhalten (Ende fuenfzig) und Mary ueberredet, am naechsten Tag mit Abseiling zu machen, damit sie bei ihren Soehnen angeben kann. Das war meine gute Tat des Tages. Ach nee, ausserdem habe ich auch noch zugesehen, dass sich eine Englaenderin, die Geburtstag hatte einigermassen betrinkt. Immerhin. Dann habe ich noch einen kleinen 22jaehrigen hollaendischen Surfer kennengelernt, der zu einer Tour gehoerte, die quasi parallel zu unserer lief. Er war der einzige Kerl in seiner Gruppe und sehr arrogant (wusste genau, dass er sich die Maedels quasi aussuchen kann), so dass ich doch sehr gereizt war, ihn wieder etwas auf den Boden zu bringen. Na ja, wir hatten dann aber in den darauffolgenden Tagen noch sehr gute Diskussionen (ueber Europa und sowas...) und er hat das Ganze wenigstens aufgelockert.
Am naechsten Tag (5 Uhr aufstehen...) sind wir in einem Nationalpark gewandert. So mit Klettern und so. Cool war vor allem Abseiling, das nur 6 Maedels gemacht haben, von denen eine sogar hyperventiliert hat (ist schon komisch, rueckwaerts ueber so ein Kliff zu laufen) und ich war definitiv die Coolness pur. Bin das Kliff im Endeffekt eher runtergehuepft, yeah! Okay, ich uebertreibe ein wenig... Den Rest des Tages haben wir wieder mehr oder weniger im Bus verbracht, der Hoehepunkt dabei war, dass wir fast einen Thorny Devil ueberfahren haben (siehe Foto). Schon gemein, fuer den haben wir angehalten und jeder durfte ihn streicheln (na ja, sich dran piksen), aber ein Kaenguruh haben wir einfach ueberrollt. Das arme Vieh, aber man muss ja immer denken, dass das Futter fuer die zweitgroessten Adler der Welt, die Wedge-Tails, ist, die naemlich nicht mehr selber jagen koennen. Also: ueberfahrt Kaenguruhs und rettet die Wedge-Tails...
Die Stimmung im Bus wurde schon etwas besser, weil man langsam die ganzen Leute kennengelernt hat. Ich verstehe mich mit einer 36jaehrigen Deutschen namens Anja, die in einer Unternehmensberatung als Human Ressources Managerin arbeitet und gerade ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub hat (ja, auch aus Diplompaedagogen kann was werden..) ziemlich gut und die reist mit mir auch noch bis naechste Woche zusammen.
Am dritten Tag sind wir gleich morgens nach Monkey Mia gefahren, wo man Delphine sehen kann. Im Endeffekt laeuft das so, dass ca. 100 Leute am Strand stehen und die Delphine dann angeschwommen kommen. Sie sind dann schon seehr nah, aber irgendwie war mir das zu unnatuerlich, das war nicht so die Wildnis... Bin ja auch anspruchsvoll. Danach haben wir die Haelfte unserer Gruppe ausgesetzt und waren noch an ein paar Stopps, vor allem bei den Stromatoliten. Nicht, dass die so waaaahnsinnig interessant aussehen wuerden, aber es sind kleine Bakterien, die die aelteste Lebensform auf unserem Planeten sind und unsere Atmosphaere mit Sauerstoff angereichert haben. Zwischen den abgestorbenen Bakterien setzen sich dann Sand und sowas ab und daraus werden dann die komischen Steingebilde. Es gibt nur noch 3 Gruppen lebende Stromatoliten auf der Welt und die in Shark Bay sind die einzigen, die ueberhaupt zugaenglich sind. Also schon irgendwie cool... und hatten dann abends noch eine lange Fahrt vor uns, so dass wir erstmal bei einem Bottleshop halt gemacht haben... Und dann wurde es lustig, wir haben gesoffen, gesungen und getanzt im Bus. Abends haben wir dann auf einer Schaffarm uebernachtet und lange am Lagerfeuer gesessen.
Tja, und dann ging es wieder seeehr frueh morgens nach Coral Bay, wo wir mehrere Touren buchen konnten. Ich habe den Tag auf einem Boot verbracht mit Schnorcheln und mit Mantarays schwimmen. Keine Ahnung wie die Deutsch heissen, Rochen oder so? Spannweite von 3-4 Meter, sehr eindrucksvoll, wenn auch etwas stressig, weil wir immer in Gruppen ins Wasser mussten und dann nur so 5 Minuten Zeit hatten... Schnorcheln hat mir im Endeffekt besser gefallen, weil ich mittlerweile auch mit Schnorchel ganz gut Tauchen kann und ausserdem meine ersten Haie gesehen hab! Und die waren groesser als ich... Auch sehr cool.
Abends sind wir dann in Exmouth angekommen, wo ich immer noch bin. 3000 Einwohner Stadt, aber jede Menge Touristen, Attraktionen sind Tauchen, Schnorcheln und absolut einsame Straende. Unglaublich. Australien ist echt sowas von leer.. Ich bin erstmal mit Sarah (einer etwas verrueckten anderen Deutschen) in den Pool gesprungen, bin wir von einem Kellner rausgeschmissen wurden... Es sind hier angenehmen 35 Grad und man hat keine Chance ohne Klimaanlage zu schlafen, nachts bleiben so 23 Grad...
Am naechsten Tag sind wir in den Nationalpark hier gefahren und haben in Turquoise Bay geschnorchelt und lagen in Sandy Bay am Strand. Unglaublich. Vor allem, dass an so einem Strand echt niemand war. Als Paearchen muesste man sich echt so nen Campervan mieten und ne Woche da auf dem Parkplatz campen. Wahnsinn. Nach 200 Metern konnte man im Wasser immer noch stehen, Sand soweit das Auge reicht, Wasser war absolut tuerkis, dagegen ist die Cote d'Azur grau...
Die ganze Tour war im Endeffekt echt ihr Geld wert und ich habe wieder einmal so viele tolle Leute kennengelernt (ich werde die jetzt nicht alle beschreiben) und merke wieder einmal, dass wir alle so unsere Problemchen haben, die uns dazu treiben, ans andere Ende der Welt zu reisen, aber dass diese Problemchen aus der Perspektive von hier echt winzig erscheinen... Mein Selbstbewusstsein ist echt auf einem absoluten Hoehepunkt gerade, nachdem mir irgendwelche Leute erzaehlen, wie einfach es bei mir scheint, mit Leuten ins Gespraech zu kommen, nachdem ich Blondine und "beautiful" genannt wurde (von 3 franzoesischen Surfern, bei denen einem das Wasser im Munde zusammenlaeuft) und nachdem das Leben echt ziemlich perfekt ist...
Die letzten 5 Tage war ich also in Exmouth und war im Wesentlichen Tauchen. Am Samstag bin ich mit Walhaien geschwommen.




Total Klasse, vor allem, weil die Leute in meiner Gruppe nicht so gute Schwimmer waren und der Walhai ein ganz schoenes Tempo drauf hatte, so dass nur ich und der Spotter (der "Vorschwimmer") mithalten konnten. Ich war abends echt absolut am Ende meiner Kraefte, aber das Gefuehl neben so einem Vieh zu schwimmen ist einfach nur unbeschreiblich. Der gleitet dann so voellig ohne Anstrengung 2 Meter neben einem entlang und guckt einen etwas spoettisch an.
Ausserdem war ich jetzt 2 Tage tauchen und ich muss sagen, dass es mir echt jedes Mal mehr Spass macht. Tauchlehrerin waere echt noch ne Alternative, falls ich irgendwann doch mal aussteigen will... Mittlerweile kriege ich das mit dem Schweben und Austarieren auch ganz gut hin und habe keine Angst mehr, irgendwo gegen zu Schwimmen. Die Korallenriffe sind einfach Wahnsinn und wir sind auch durch so Hoehlen und so getaucht, wo man sich dann ploetzlich mitten in einem Fischschwarm wiederfindet und die Hand vor Augen nicht sehen kann... Heute war ich beim Navy Pier, ein Pier, der von der Navy streng kontrolliert wird und wo man dann durch so Stahlgerueste taucht, die von Korallen besetzt sind. Ich hatte einen belgischen Divemaster dabei, der etwas auf mich aufgepasst hat. War echt cool.
Tja, was soll ich sagen.. Ausser dass ich vor zwei Tagen etwas zu viel Sonne abgekriegt habe und mich irgendwie leicht schwindelig fuehle und auf meinen Wasserhaushalt achten muss, geht es mir einfach nur gut. Morgen werde ich nochmal genuesslich rumhaengen und schlafen (ja ja, das mit dem Defizit) und Donnerstag geht es dann auf die naechste Etappe meiner Tour nach Broome. Wo ich mich dann mit Mat treffen werde, aber das ist eine andere Geschichte...
Ausserdem, sehr wichtig: hier oben gibt es natuerlich nur das Telstra Handynetz, daher hab ich mir gerade ne neue Simkarte besorgt und wollte mal eben meine Nummer mitteilen (10cent pro Minute kostet euch ein Anruf...): 0061439961137. Vielleicht spuert ja der ein oder andere das Beduerfnis sich zu melden... Naechstes Mal mehr...

Comments: Kommentar veröffentlichen



<< Home

This page is powered by Blogger. Isn't yours?