Mittwoch, März 15, 2006

 

Safari im Krueger Park

Ha, wieder zurueck in der Zivilisation... Nachdem ich lang genug Luxus-Paearchenurlaub genossen hatte und eine Menge ueber Suedafrikaner gelernt habe und mit mir sogar angegeben wurde (nicht alle Menschen halten Mathematiker fuer uncool und englischsprachige Menschen wissen auch was Aktuare sind und haben da einen Heidenrespekt vor...) ging es back to the roots: Backpacking-Camping im Krueger Nationalpark.
Doch nochmal kurz zurueck nach Johannesburg: am ersten Tag hingen Ryan und ich also mit seinem Londoner Mitbewohner Jaime rum, von dem ich nochmal eben ein Foto nachreichen wollte. Man sieht, nicht nur Ryan hat ein Haarproblem und Markus, du musst dir wirklich keine Sorgen um Haarausfall machen :-). Die beiden wohnen zusammen in dem Haus, das sich Jaime mit seiner Ex-Freundin gekauft hatte, daher war er auf Frauen gerade nicht so gut zu sprechen, hat sich aber wacker geschlagen, wenn man bedenkt, dass er mit einem ziemlich schlimmen Paearchen rumhaengen musste. Aber er ist noch nicht so verzweifelt, sich den Bart abzunehmen, der ja fuer den echten Heavy-Metaler ein wichtiger Coolnessfaktor ist. Wir haben uns sofort gut verstanden und Ryan wegen seinem Musikgeschmack (kleiner Raver) und diverser anderer Punkte verarscht. War Klasse.
Am Samstag waren wir im wesentlichen den ganzen Tag bei einem Barbecue, Freunde die gerade ihr erstes Kind haben (der Kleine fand mich ganz toll und ich wollte ihn am liebsten mitnehmen). Da sassen wir also mit 3 Paearchen und ich kam mir etwas aelter vor, als ich eigentlich bin, bis dann ploetzlich die alten Drogengeschichten auf den Tisch kamen und ich etwas schockiert war. In Suedafrika scheint irgendwie jeder Raven zu gehen (oder jedenfalls vor 10 Jahren..) und Extasy ist hier nicht so die harte Droge... Aber schon sehr ironisch in der vollkommenen Familienidylle... Zwischendurch haben wir Frauen dann auch mal ne Runde geschnackt und mir wurde zugetragen, was fuer ein netter Typ Ryan ist und wir suess wir sind... Frauen halt.. Aber ich hatte viel Spass und alle waren sehr interessiert an mir (sogar an deutscher Politik).
Mit unseren Gastgebern Nico und Beverly (er arbeitet in Firma der Eltern, Informatiker, sie ist eigentlich Chemikerin arbeitet aber als Graphikdesignerin, daher der Apple-Bildschirm) habe ich eigentlich nicht soviel geredet, die mussten ja arbeiten. Und als wir mit denen (und anderen) abends unterwegs waren, war es fuer mich etwas schwierig, denn Konversationen von etwas Betrunkenen in einer Bar zu verfolgen ist nun echt nicht leicht. Aber Ryan hat sich da immer um mich gekuemmert (das mit dem schlimmen Paearchen hab ich schon erwaehnt...). Am Sonntag waren wir mit Beverly auf einem Flohmarkt und mit beiden Essen, wobei Nico allerdings nicht so gute Laune hatte, da er das sieben Stunden Cricket-Spiel zwischen Australien und Suedafrika verpasste. Das Spiel hat mich echt verfolgt...
Nachdem ich mich Sonntag Abend nach einer fantastischen Zeit mit viel zu viel Alkohol und ganz viel mit interessanten Leuten reden endgueltig von Ryan verabschieden musste, war das erstmal gar nicht lustig. Vor allem weil der Backpacker hier nur von verrueckten australischen Cricket-Fans bevoelkert wurde (und was will man von Leuten erwarten, die einem so langweiligen Sport um die Welt hinterherreisen) und ich mich im Gespraech mit zwei relativ unattraktiven und betrunkenen Damen befand, die versuchten, die Cricket-Fans anzubaggern. Also habe ich mich relativ schnell verzogen und hatte dann schon so schlechte Laune, dass auch ein netter Franzose mich nicht mehr aufheitern konnte.
Da ich am naechsten Tag um 6 Uhr fuer die Tour abgeholt wurde, war das auch nicht weiter schlimm. Zunaechst hat es erstmal ca. 8 Stunden gedauert, bis wir im Park waren. Unsere Gruppe war allerdings ziemlich cool: 4 Leute, die alleine gereist sind, zwei etwas langweilige und juengere Norwegerinnen und ein amerikanisches Aerztepaearchen. Bis auf die Norwegerinnen waren wir aber alle so um die 30. (ja, ich leider ja auch irgendwie). Im Bus habe ich erst mal eine chinesische Malaysierin namens Elyn kennengelernt. Sie ist Accountant (BWLerin), lernt aber gerade in China Mandarin und hat sich geduldig meine gesamten Geschichten angehoert. Ich musste ja erstmal meinen ganzen emotionalen Ballast irgendwo abladen und statt mich wegen Belaestigung zu verklagen, hat sie sich das alles angetan und zwischendurch sowas wie "sweet" gesagt. Asiaten sind sehr geduldige Menschen :-). Ich war auf jeden Fall sehr dankbar.
Als wir im Park angekommen waren, sind eine Schotte namens Paul und ich zunaechst einmal auf einen Evening Drive gegangen, wir waren naemlich die einzigen, die nur auf einer 3-Tages-Tour waren. Paul ist Kuechenchef fuer franzoesische Kueche und war total nett, nur leider hab ich nur jeden zweiten Satz verstanden, der schottische Akzent kam echt zu sehr durch. Er hat mich immer ziemlich ausgelacht, wenn ich ihn mal wieder mit einem voellig verwirrten Gesichtsausdruck angestarrt habe. Paul war auf jeden Fall wie der Zufall es so will in Suedafrika, um seine Urlaubsromanze zu besuchen, die aber dummerweise wieder mit ihrem Freund von vorher zusammen ist. Wir konnten also ne Menge bequatschen und ich hatte noch ein Opfer zum vollloehren gefunden.
Wegen des Drives war ich erst etwas skeptisch, weil eine ziemlich stressige amerikanische Reisegruppe mit war, die schon am Anfang am Groehlen war. Aber wir hatten echt total viel Glueck. Zebras, Giraffen, Elefanten genau neben der Strasse, eine Hyaene, die zu schnell zum Fotographieren war und der Hoehepunkt war ein Leopard. Fotos sind leider nicht so toll, die guten habe ich natuerlich mit der Spiegelreflexkamera gemacht, die werde ich euch dann naechstes Jahr vorfuehren (das wird super :-)). Aber nur ca. 10% der Besucher sehen Leoparden und unser war genau auf der Strasse und hat sich dann ins Gras geschlagen, wo er ca. 15 Minuten blieb und man ihn immer nur gesehen hat, wenn er sich bewegt hat, so perfekt ist die Tarnung. Sehr beeindruckend.
Nicht so beeindruckend waren die lieben Amis, die das mit Sitzenbleiben und nicht Kreischen, sonst springt der Leopard naemlich irgendwann in den offenen Safari-Jeep-Bus nicht so wirklich verstanden haben. Ich hab dann immer mal boese "sit down" gezischt, das hat geholfen. Allerdings nicht, als ploetzlich ein Elefant direkt neben der Strasse auftauchte und auf das Kreischen hin erstmal auf den Jeep zustuermte. Zum Glueck faehrt son Jeep schneller als 40km/h (so schnell ist ein Elefantenbulle). Aber spannend... Abenteuer pur, sowas mag der durchschnittliche Tourist. Auf dem Weg zurueck zum Camp ist auch noch ein Loewe an uns vorbeigesprintet, aber das waren nur 5 Sekunden und dann haben wir ihn nicht mehr gefunden. Ich war auf jeden Fall total gluecklich und hatte fuer die naechsten 2 Tage einen Ohrwurm von "Lucky" von Kylie Minogue.
Am naechsten Tag hiess es um 4 Uhr aufstehen, schliesslich sieht man in der Morgendaemmerung am meisten. Bis Mittag hatten wir dann auch alles gesehen, Giraffen, Elefanten, Zebra-,Gnu- und Impalaherden direkt an der Strasse und jede Menge Bueffel: zwei Herden, obwohl unsere Guide schon seit 2 Monaten keine mehr gesehen hatte (wenn man dem Glauben schenken mag, die Dame hat sehr gerne uebertrieben, erinnerte mich an Ines. Ich mochte sie so gar nicht, weil sie neben spannenden Geschichten ueber angreifende Loewen, mutige Ranger und Mozambique-Fluechtlinge auch gerne ueber irgendwelche Maenner erzaehlte und wie wenig sie interessiert ist... Ja ja, unabhaengig und das Ganze nicht noetig habend...).

Danach wurde es aber relativ anstrengend, Muedigkeit schlug zu, heiss und immer nur in den Busch starren ist total anstrengend. Wir waren noch auf der Suche nach Rhinozerossen und Loewen, die fehlten uns naemlich noch zu den Big Five (Loewe, Leopard, Elefant, Bueffel und Rhino, die fuenf zu Fuss zu jagen gefaehrlichsten Viecher). Ein Rhino haben wir immerhin kurz vor unserem Camp gesehen, aber nur aus der Ferne. Abends gab es dann Barbecue und ich hab mich auf eine sehr interessante Diskussion ueber Suedafrika, Deutschlands Schuld und Rolle heute, Islamisten, Amerika und Toleranz an sich eingelassen. Sehr lustig war noch unser vierter Alleinreisender, ein englischer Accountant namens Philip, den der liebe Gott nicht gerade mit Schoenheit gesegnet hat. Dafuer aber mit einem umso groesseren Selbstbewusstsein und einer komoediantischen Ader. Mich hat er sehr an Austin Powers erinnert, wie er auf seinem sich drehenden Bett liegt und "do I make you randy, Baby?" fragt. Mir wollte er weis machen, dass als Malariapraevention auch der Kuss eines Englaenders hilft (da sich meine Reiseplaene ja kurzfristig geaendert haben, hab ich keine Tabletten genommen, aber ich glaube, keine Muecke hat mich erwischt) und dass ich ein Leben lang bereuen werde, keine Nacht mit ihm zu verbringen. Am letzten Tag hatte er ein T-Shirt mit "The Love God" an. Passenderweise hatte ich mein "Hi Loser" T-Shirt an... Aber er hat die Stimmung definitiv angehoben.

Am letzten Tag hiess es nochmal um 4 Uhr aufstehen, schliesslich wollten wir noch unbedingt Loewen sehen. Aber wenn die im Gras liegen, hat man eigentlich keine Chance und um elf wurden Paul und ich abgeholt. Kurz nach 10 haben wir dann tatsaechlich noch ein paar Loewinnen gefunden und sie haben sich sogar fuer uns bewegt.. Klasse und ein gelungener Abschluss fuer den Trip.
Dachte ich. Im Endeffekt gab es dann aber noch ne Ueberraschung: auf der Rueckfahrt haben Paul und ich uns (mal wieder) ueber das Leben und die Liebe unterhalten und irgendwann hat sich unser Fahrer-Guide eingemischt, der unseren Rat haben wollte: 33, zweimal verheiratet und jetzt die Frau seines Lebens kennengelernt (die auch gerade um die Welt reist), verkauft grad alles und geht im Mai nach England. Ob er denn bitteschoen verrueckt waere? Ich hab zu einem klaren Jein tendiert, aber nachdem er erklaert hatte, was denn alles anders ist, hab ich (als Skeptikerin) mein Urteil zu wahnsinnig romantisch und nur ein wenig verrueckt revidiert. Schliesslich bin ich in gar keiner soo wahnsinnig anderen Situation und wer weiss, ob ihr mich alle nicht schon viel eher wiederseht als wir gedacht haetten (wenigstens fuer ein Wochenende oder so...). Mal abwarten. Auf jeden Fall scheint sowas oefter zu passieren und die Hollywood Schnulzen haben irgendwie doch eine Grundlage im realen Leben. Hach...
Ich bin auf jeden Fall wahnsinnig froh und dankbar, dass ich diese Reise machen darf und dass ich echt viel Glueck im Leben habe. Das war definitiv eine der besten Ideen, die ich bis jetzt hatte und laesst mich meine Zukunft doch sehr relaxt sehen. Und ich bin echt froh, dass endlich mal der ganze emotionale Ballast von mir abfaellt, den ich in letzter Zeit mit mir rumgetragen habe (und dafuer neuer hinzukommt). Auch wenn mich Durban gerade ankotzt und ich gestern Kakerlaken getroffen habe und mir gerade langweilig ist: das Leben ist doch wunderschoen und ich war schon sehr lange nicht mehr so gluecklich! Umarme euch alle!

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