Montag, März 20, 2006

 

Auf in die Wildnis!

Die Durban Story hat im Endeffekt dann doch noch ein gutes Ende genommen: ich bin abends mit einer Irin namens Stephanie (Software Entwicklerin, die auch schon auf nem C64 programmiert hat und ihren Jahresurlaub lieber alleine macht weil aufregender) losgezogen, um den St. Patrick's Day zu feiern und wir sind in einer Vorstadt von Durban im irischen Pub gelandet. Und da war dann eine ganze Strasse voll nur mit Bars und Cafes und Terassen in viktorianischen Haeusern, sehr nett. Nur auffaellig, dass eigentlich keine Schwarzen unterwegs waren... Mir war es an dem Abend recht, wieder in etwas "europaeischere" Kreise zu gelangen.
Also muss man sagen, dass Durban nicht nur ein "shithole" ist, sondern auch nette Ecken hat. Und ausserdem gibt es dort Klasse Minibusse, die sind da naemlich nicht unbedingt die letzten Schrottschesen, sondern getunt (und tragen dann Schriftzuege wie "Sexy Eyes", "Big Boy", "Contagious" (das finde ich besonders ironisch wenn man die Aidsrate beruecksichtigt...)).
Am Samstag bin ich dann mit Stephanie aus Durban abgehauen. Wir haben naemlich ein Auto auf ihren Namen gemietet (sie sass auch in Durban fest, weil der Backpackerbus da nicht immer faehrt) und sind dann in die Drakensberge gefahren. Sehr gute Idee, der nette Automensch hat uns naemlich noch geupgraded (sprich wir haben Radio und Klimaanlage) und uns einen kleinen roten Ford Kia gegeben (wegen meiner Klamotten wie er meinte...). Damit war mein Tag dann schonmal gerettet. Die Drakensberge sind wunderschoen, auch wenn wir eigentlich nicht viel gemacht haben, sondern nur rumgefahren sind. Wir wollten den Sani Pass nach Lesotho rauf (also zum Grenzuebergang), mussten aber so auf halber Strecke aufgeben, weil die Strasse nur noch fuer 4WD passierbar war. Nur Matsch und ich hatte irgendwann Angst, dass das kleine Autochen zur Seite umkippt... Dummerweise hatten wir uns auch zeitlich total verrechnet, weil alle Strassen nur noch Schotterstrassen waren und das alles ewig gedauert hat... Ausserdem muss man ja dauernd Kuehen, Ziegen und Kindern ausweichen... Unsere Wanderung mussten wir dann aber auf den naechsten Tag verschieben und da der Backpacker voll war, haben wir uns ein Bed&Breakfast geleistet. Eigene Dusche ohne Viecher, vernuenftiges Bett ohne Plastikunterlage und ein Fernseher... Der Himmel. Geschlafen wie ein Stein, nachdem wir festgestellt hatten, dass wir am Arsch der Welt waren und ab 8 Uhr nichts zu Essen mehr zu haben war...
Naechsten Morgen um 8 Uhr los zum Nationalpark, schliesslich wollten wir wandern und abends noch zu unserem naechsten Ziel fahren (ca. 500 km weiter...). Wir also auf eine 5,5 Stunden Wanderung. Nach ca. 1 Stunde bin ich erstmal im Matsch gelandet (aber zum Glueck nur mit einem Bein). Stephanie war zum Glueck nicht fitter als ich, daher war es fuer mich nicht alles ganz so stressig... Nach ca. 2 Stunden kamen wir in einer wunderschoenen Schlucht an mit Fluss dadurch. Dort haben die meisten Menschen die Wanderung aufgegeben, aber wir als junge agile Menschen... Schliesslich war sogar eine Oma mit Stock vorher unterwegs. Wir also den Fluss von Stein zu Stein huepfend ueberquert. Das musste man 3mal machen und jedes Mal wurde es schwieriger. Mit Schuhe ausziehen ging es aber und ich hab Stephanie heldenhaft hinuebergeholfen. Irgendwann kamen wir an einem Aussichtspunkt an und hatten dann leider keine Zeit mehr, mussten also zurueck. Als wir dann noch eine indische Reisegruppe getroffen haben, die fuer den Hinweg 5 Stunden gebraucht hatte, musste Mirjam angeben und cool den Fluss am Rande eines Miniwasserfalls ueberqueren.. Tja, und ist natuerlich prompt samt 2 Fotoapparaten und Handy etc. ins Wasser gefallen. Ich hab mich vielleicht geaergert... Die Fotoapparate sind wieder trocken und funktionieren beide, nur einen Film musste ich vernichten (aber nur paar Bilder, um das Fotoalbumgucken kommt ihr nicht herum), daher alles halb so wild und mein jugendlicher Leichtsinn wurde nur dadurch bestraft, dass ich 2 Stunden in nassen Hosen wandern musste und seitdem dauernd aufs Klo muss, was bei langen Autofahrten ziemlich nervt (Markus :-)). Quarterlifecrisis halt.
Nachdem wir wieder auf dem Parkplatz angekommen sind, hab ich mich auch noch in einem wirklich ekligen Klo eingesperrt (Tuer ohne Griff) und mir tat wirklich alles weh. Man wird ja nicht juenger.
Wir hatten aus unseren Fehlern gelernt und waren schon um 5 Uhr Dinner essen und dann wollten wir noch so 500km fahren. Also zuegig. Da wo 120 ist kann man schon so 150 fahren... Stephanie ist relativ gerast (hatte auch bisschen Angst) und erst haben wir uns verfahren und dann sind wir in ein Schlagloch gefahren... Danach hatten beide Felgen auf der Seite eine ziemliche Delle. Also wenigstens einen Reifen mussten wir wechseln... Sind dann in so ein komisches Nest gekommen, wo um 8 Uhr abends niemand mehr wach war... Aber an einer geschlossenen Tankstelle hingen so 5 schwarze Typen rum. Wahrscheinlich weil es nur da Licht gab... Mit etwas mulmigem Gefuehl haben wir da angehalten und sie gefragt, ob sie uns Reifenwechseln helfen... Haben sie und uns auch noch die eine Felge gerade gekloppt und von hinten nach vorne gewechselt und uns erzaehlt, wo wir schlafen koennten... Sehr nett und sie haben meine Sicht von schwarzen Jugendlichen wieder gerade gerueckt. Wollten auch kein Geld und haben ueber beide Ohren gestrahlt, als wir ihnen 150 Rand (gute 20 Euro) in die Hand gedrueckt haben... Relativ viel Geld, wenn man bedenkt, dass wir heute Morgen nur 54 Rand fuer das "Reparieren" beider Felgen bezahlt haben... Und 150 Rand entspricht wohl etwa dem Tageslohn eines Arbeiters... Verhaeltnisse in Suedafrika sind etwas seltsam, denn im Vergleich zu den Preisen sind die Loehne sehr niedrig. Preise liegen wohl 20-40% unter unseren, aber Mindestlohn ist 1500 Rand monatlich, sprich 220 Euro... "Normale" Menschen wie Reisebueromenschen etc. verdienen 4500 Rand (650 Euro).
Egal, wir sind dann zu dem Bed&Breakfast gefahren, dass sie uns empfohlen hatten und wurden von den Besitzern unter ihre Fittiche genommen: Pat und Konrad haben uns das Zimmer fuer 100 Rand statt 150 Rand gegeben, haben den Mechaniker des Ortes fuer uns angerufen, uns Kekse gebracht, uns ihre Handynummer gegeben, damit wir falls was ist nicht rausmussten, und heute Morgen hatten wir ein Bueffetfruehstueck nur fuer uns zwei... Sooo nette Leute! Ihr Kumpel Lionel hat dann wie gesagt fuer 54 Rand die Felgen gerade gekloppt (jaaa, ich weiss, das wuerde man bei uns wohl auf keinen Fall machen) und wir hoffen mal, dass die Mietwagenfirma nix merkt.
Was allerdings trotz aller Gastfreundschaft und Nettigkeit doch auffaellt, ist, dass die Rassentrennung besonders auf dem Land noch ausgezeichnet funktioniert. Mittelstaendische Besitzer sind immer Weisse, Koeche, Kellnerinnnen, Putzfrauen oder Mechanikergehilfen immer Schwarze. Bis auch die wirtschaftlichen Unausgewogenheiten aufgehoben sind wird es definitiv noch Generationen dauern. Und es faellt auch auf, dass Weisse sich oft abschotten: Pat wollte, dass wir unbedingt mit dem weissen Besitzer Lionel sprechen und war relativ misstrauisch gegenueber den schwarzen Jugendlichen, die uns am Abend zuvor geholfen hatten... Man kennt sich halt und hilft sich gegenseitig, wenn man nur 7% der Bevoelkerung ausmacht. In Durban ist auch mir aufgefallen, dass ich immer froh war, wenn ich eine weisse Person gesehen habe.. Ekelhaft, wie Vorurteile funktionieren.
Heute sind wir dann nach Autoreparatur (wo wir den schwarzen rumkommandierten Hilfsmechanikern mit nur wenig Zaehnen wieder 3 Euro Trinkgeld gegeben haben und die fast aus allen Wolken gefallen sind) weiter nach St. Lucia, eine kleine Touristenstadt am Rande einer Sumpflandschaft. Leider hab ich hier nur heute Zeit gehabt, also im wesentlichen nur Stephanie abgesetzt, da ich Morgen noch unbedingt Tauchen will. D.h. ich muss hier um 6 Uhr los... Aber bisschen mit dem Boot rumfahren und Nilpferde beobachten war dann doch noch drin... Und angeblich rennen die hier nachts durch die Strassen! Mal gucken, was noch so passiert...

P.S.: Glueckwunsch Mareki, Nachfolge-KoMa...

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